
Überblick
Ein Meniskusriss ist eine häufige Knieverletzung, die sowohl bei jungen Sportlern als auch bei älteren Menschen mit degenerativem Kniegelenk vorkommt. Dieser Artikel richtet sich an Betroffene und Angehörige, die sich über Heilungsdauer, konservative und operative Optionen sowie die Reha informieren möchten. Wir fassen evidenzbasierte Behandlungsprinzipien und praktische Übungen zusammen und geben Hinweise zur Sicherheit und möglichen roten Flaggen. Bei Unsicherheit sollte die Abklärung durch eine Ärztin oder einen Arzt oder eine Physiotherapeutin/einen Physiotherapeuten erfolgen.
Was ist ein Meniskusriss?
Der Meniskus ist ein halbmondförmiger Knorpel im Knie zwischen Oberschenkel- und Schienbeinknochen. Er stabilisiert das Gelenk, verteilt Lasten und dämpft Stösse. Ein Meniskusriss entsteht entweder durch plötzliches Rotations- oder Beuge-Trauma (z. B. beim Sport) oder durch altersbedingten Verschleiss. Symptome sind Schmerzen entlang des Gelenkspaltes, Schwellung, Gelenkerguss, Blockierungen oder ein Gefühl von Instabilität.
Die Diagnose erfolgt klinisch (Spezialtests, Palpation) und häufig bildgebend mittels MRI, wenn die Befunde unklar sind oder eine operative Planung ansteht. Die endgültige Entscheidung über konservative Behandlung oder Operation trifft das Behandlungsteam unter Berücksichtigung von Rissform, Alter, Aktivitätsniveau und Begleitpathologien.
Weiterlesen: Knieschmerzen Ursachen – Dieser Link erklärt, wie die Schmerzlokalisation im Knie auf einen Meniskusschaden hinweisen kann.
Evidenzbasierte Übungsprinzipien
Für die konservative Therapie stehen mehrere physio-therapeutische Prinzipien im Vordergrund: gezielte Belastungsanpassung, Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps, Hamstrings), Verbesserung der Knie- und Hüftstabilität sowie neuromuskuläres Training zur Entlastung des Meniskus. Bei bestimmten Rissformen können auch mechanische Techniken wie McKenzie-Extension-Ansätze oder Nervenmobilisationen sinnvoll sein, doch deren Wirksamkeit variiert je nach Befund.
Extension nach McKenzie
- Ausgangsposition: Rückenlage auf einer festen Unterlage, Knie gebeugt, Füsse flach.
- Bewegung: Langsame Streckung eines Knies, dabei das andere Bein als Stütze behalten.
- Atmung: Gleichmässig weiteratmen, keine Pressatmung.
- Wiederholungen: 8–12 Wiederholungen, 1–2 Sätze, 1–2× täglich; bei Besserung allmählich steigern.
- Hinweis: Abbrechen bei stechenden Schmerzen oder bei vermehrter Schwellung.
- Progression: Aus Streckung in sitzende Aktivitäten übergehen, dann funktionelle Übungen integrieren.
Mechanische Ansätze wie die McKenzie-Methode zielen auf Bewegungsmuster ab, die Schmerzen reduzieren können. Nervenmobilisationen sind vor allem angezeigt, wenn zusätzlich Reizungen von Nervenstrukturen bestehen. Core- und Hüftstabilitätsübungen reduzieren ungünstige Belastungen des Knies und sind bei fast allen Patienten sinnvoll. Bei degenerativen Rissen ist die Heilung durch die geringere Durchblutung eingeschränkt; Rehabilitation fokussiert hier oft auf Funktionsverbesserung statt vollständiger struktureller Heilung.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Knieschmerzen Behandlung – Hier finden Sie Übungen und Hinweise speziell für Beugen und Strecken, die beim Meniskusriss relevant sind.
Schritt-für-Schritt-Übungen
Die folgenden Übungen sind praxisnah beschrieben. Dosierungsempfehlungen gelten als Startpunkt; die individuelle Steigerung erfolgt in Absprache mit Fachpersonen. Bei akuten starken Schmerzen, bemerkbarer Instabilität oder Gelenkblockaden sofort pausieren und ärztlich abklären.
- Isometrische Quadrizeps-Anspannung
Ausführung: Im Sitzen oder Liegen das Bein gestreckt, Oberschenkelmuskulatur anspannen, Knie gegen Unterlage drücken ohne sichtbare Bewegung.
Dosierung: 3 Sätze × 10–15 Sekunden anspannen, 3–4×/Tag in akuter Phase; später 3×10 Wiederholungen, 3×/Woche.
Progression: Zu aktivem Knieextensionstraining übergehen, sobald schmerzfrei.
Abbrechen wenn: Schmerz scharf auftritt oder Schwellung zunimmt. - Übergewicht-Reduktion auf das Knie (Entlastungsübung)
Ausführung: Sitzend, Fuss auf niedriger Stufe abstützen, Gewicht langsam verlagern und entlastend halten.
Dosierung: 10–15 Wiederholungen, 2–3 Sätze, täglich zur Schmerzmodulation.
Ziel: Schmerzen bei Belastung reduzieren und Bewegungsfreiheit schrittweise erhöhen. - Einbeinstand (Balance)
Ausführung: Auf einem Bein stehen, leichte Hüft- und Knieflexion, Stabilität halten; bei Bedarf Stuhllehne zur Unterstützung.
Dosierung: 3×30–60 Sekunden pro Bein, 3×/Woche.
Progression: Augen schliessen oder instabile Unterlage verwenden; verbessert neuromuskuläre Kontrolle. - Beinheben in Rückenlage (Straight Leg Raise)
Ausführung: Rückenlage, ein Bein gestreckt anheben bis ~30°; Hüft- und Bauchmuskulatur anspannen.
Dosierung: 3 Sätze × 10–15 Wiederholungen, 3×/Woche.
Progression: Gewicht am Fuss oder höhere Wiederholungszahlen; gut für Quadrizeps- und Hüftbeuger-Kontrolle.
Abbrechen wenn: Ziehender Schmerz im Knie. - Hüft- und Gluteus-Stärkung (Brücke)
Ausführung: Rückenlage, Hüfte heben, Becken auf Tafelhöhe halten, bewusst Gesäss anspannen.
Dosierung: 3×10–15 Wiederholungen, 3×/Woche.
Wirkung: Entlastet das Knie durch bessere Hüftstabilität. - Beinpressen mit geringer Last
Ausführung: In Physiotherapiepraxis oder Fitness: Beinpressen mit niedriger Last und kontrollierter Bewegung.
Dosierung: 2–3 Sätze × 10–12 Wiederholungen, 2–3×/Woche; Belastung langsam erhöhen.
Indikation: Nach Schmerzreduktion zur Rückkehr in sportliche Aktivitäten.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Knieschmerzen beim Joggen – Relevant, wenn Sie planen, wieder mit Laufen zu beginnen und die Belastung schrittweise steigern möchten.
Sicherheit & Kontraindikationen
Die Behandlung richtet sich nach Rissart (quer, längs, Korbhenkel, degenerativ), Symptomen und Begleitverletzungen. Konservative Therapie ist bei nicht blockierenden, stabilen Rissen und geringer Funktionsstörung oft zuerst angezeigt. Operative Optionen (Arthroskopie mit Teilresektion oder Meniskusnaht) sind indiziert bei mechanischen Symptomen (Blockade), grossen Rissen in gut durchbluteten Anteilen (zentrale Nahtmöglichkeiten) oder anhaltenden Beschwerden trotz konservativer Therapie.
Besondere Patientengruppen: Junge, aktive Personen mit frischem traumatischem Riss profitieren eher von meniskuserhaltenden Verfahren; ältere Patienten mit signifikanter Arthrose haben oft einen begrenzteren Nutzen von Meniskusoperationen und sollten konservative Optionen gründlich ausschöpfen.
Kontraindikationen für bestimmte Übungen sind ausgeprägte Gelenkinstabilität, akute Infekttendenz oder systemische Erkrankungen, die eine operative Nachbehandlung erschweren. Schmerzmittel und physikalische Massnahmen können während der Rehabilitation unterstützend eingesetzt werden, jedoch ohne Ersatz für gezielte Kräftigungsprogramme.
Wann zum Arzt
Sofortige Abklärung bei akuten oder sich verschlechternden Symptomen
- Neu aufgetretene oder rasch zunehmende Gelenkblockade
- Starke Schwellung oder Unfähigkeit, das Bein zu belasten
- Anhaltende oder zunehmende Instabilität
- Fieber, Rötung oder systemische Zeichen einer Infektion
- Verdacht auf Begleitverletzung (z. B. Kreuzband)
Weiterlesen: Knieschmerzen nachts – Wenn Schmerzen oder nächtliche Beschwerden bestehen, finden Sie Hinweise zur Symptomkontrolle und Schlafposition.
Häufige Fehler & Mythen
Mythos: “Jeder Meniskusriss muss operiert werden.” Falsch – viele stabile Risse können konservativ behandelt werden, insbesondere bei geringer klinischer Symptomatik. Mythos: “Meniskus muss vollständig entfernt werden.” Moderne arthroskopische Verfahren zielen auf Erhalt (Naht) oder selektive Teilresektion, um langfristige Arthrose zu vermeiden. Fehler in der Rehabilitation sind zu schnelle Progression oder Vernachlässigung der Hüftstabilität, was zu anhaltenden Schmerzen führen kann.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Ibuprofen Wirkung – Informationen zur kurzzeitigen Schmerztherapie und Dosierung können begleitend hilfreich sein.
