Veröffentlicht: 23. Oktober 2025|Aktualisiert: 23. Oktober 2025|Medizinisch geprüft von Dr. med. Natalia Eckstein-Halla
Von Dr. med. Jens Westphal

Von Dr. med. Jens Westphal

Praktischer Arzt (FMH), Schweiz

Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Untersuchung oder Beratung. Er dient ausschliesslich der allgemeinen medizinischen Information und wurde nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Das Schmerzmodell verstehen bedeutet, die komplexen Mechanismen zu erfassen, die bei der Schmerzwahrnehmung eine Rolle spielen. Schmerz ist weit mehr als nur ein Warnsignal des Körpers – er entsteht durch ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Für Patientinnen und Patienten in der Schweiz ist dieses Verständnis besonders relevant, da es die Grundlage für moderne, evidenzbasierte Schmerztherapien bildet. Wir beleuchten die wichtigsten Erklärungsmodelle wie die Gate-Control-Theorie und das biopsychosoziale Schmerzmodell sowie deren praktische Bedeutung für die Behandlung.

Was sind Schmerzmodelle und warum sind sie wichtig?

Schmerzmodelle sind wissenschaftliche Erklärungsansätze, die helfen, die komplexen Vorgänge der Schmerzentstehung und -verarbeitung zu verstehen. Sie bilden die theoretische Grundlage für moderne Schmerztherapien und ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten, individuelle Behandlungsstrategien zu entwickeln. Das Verständnis dieser Modelle ist entscheidend, da Schmerz nicht einfach nur die direkte Folge einer Gewebeschädigung ist, sondern ein vielschichtiges Phänomen darstellt.

Historisch betrachtet wurde Schmerz lange Zeit rein mechanistisch erklärt: Eine Verletzung aktiviert Schmerzrezeptoren, diese senden Signale an das Gehirn, und dort entsteht die Schmerzwahrnehmung. Dieses einfache Modell erklärt jedoch nicht, warum Menschen mit ähnlichen Verletzungen völlig unterschiedliche Schmerzintensitäten erleben oder warum Schmerz manchmal ohne erkennbare körperliche Ursache auftritt. Moderne Schmerzmodelle berücksichtigen daher zusätzliche Faktoren wie psychische Verfassung, soziales Umfeld und individuelle Erfahrungen.

Die Bedeutung des Schmerzmodells zeigt sich besonders bei chronischen Schmerzen, bei denen die Wahrnehmung stark von der ursprünglichen Gewebeschädigung abweichen kann. Hier spielen Lernprozesse des Nervensystems, emotionale Faktoren und soziale Einflüsse eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Schmerzerlebens.

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Die Entwicklung moderner Schmerzmodelle

Die Entwicklung der Schmerzmodelle spiegelt den Fortschritt in der medizinischen Forschung wider. Während frühe Ansätze Schmerz als rein sensorisches Phänomen betrachteten, erkannte man zunehmend die Bedeutung psychologischer und sozialer Faktoren. Diese Erkenntnis führte zur Entwicklung multidimensionaler Modelle, die Schmerz als komplexes Erlebnis verstehen, das von verschiedenen Ebenen beeinflusst wird.

Besonders bedeutsam war die Erkenntnis, dass das Nervensystem nicht nur passive Schmerzweiterleitung betreibt, sondern aktiv an der Schmerzmodulation beteiligt ist. Das Gehirn kann Schmerzsignale verstärken oder abschwächen, je nach Kontext, Erwartung und emotionaler Verfassung. Diese Plastizität des Nervensystems erklärt, warum psychologische Interventionen und multimodale Therapieansätze bei der Schmerzbehandlung so erfolgreich sein können.

Die Integration neurobiologischer Erkenntnisse mit psychosozialen Aspekten hat zu einem umfassenderen Verständnis geführt, das heute die Grundlage evidenzbasierter Schmerztherapie bildet. Dieses Verständnis ist besonders relevant für die Behandlung komplexer Schmerzzustände, bei denen rein medikamentöse Ansätze oft unzureichend sind.

Die Gate-Control-Theorie: Das Tor zur Schmerzwahrnehmung

Die Gate-Control-Theorie, entwickelt von Ronald Melzack und Patrick Wall in den 1960er Jahren, revolutionierte das Verständnis der Schmerzverarbeitung[1]. Diese Theorie erklärt, wie das Rückenmark als eine Art “Tor” fungiert, das die Weiterleitung von Schmerzsignalen zum Gehirn reguliert. Das Konzept besagt, dass dieses Tor geöffnet oder geschlossen werden kann, wodurch die Schmerzwahrnehmung moduliert wird.

Das Tor wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Wenn nicht-schmerzhafte Nervenfasern aktiviert werden – beispielsweise durch Berührung, Massage oder Wärme – kann dies zur Schliessung des Tors beitragen und die Schmerzweiterleitung reduzieren. Dies erklärt, warum das instinktive Reiben einer schmerzhaften Stelle oft tatsächlich Linderung bringt. Umgekehrt können psychologische Faktoren wie Angst, Stress oder negative Erwartungen das Tor öffnen und die Schmerzwahrnehmung verstärken.

Die Gate-Control-Theorie erklärt auch, warum Ablenkung bei der Schmerzbewältigung so effektiv sein kann. Wenn die Aufmerksamkeit auf andere Reize gelenkt wird, werden absteigende Hemmungsbahnen aus dem Gehirn aktiviert, die zur Schliessung des Tors beitragen. Dieser Mechanismus wird in modernen Schmerztherapien gezielt genutzt, etwa durch kognitive Techniken oder Entspannungsverfahren.

Praktische Anwendung der Gate-Control-Theorie

Die praktischen Implikationen der Gate-Control-Theorie sind vielfältig und finden sich in verschiedenen Therapieansätzen wieder. Physiotherapie nutzt die Aktivierung nicht-schmerzhafter Nervenbahnen durch Bewegung und manuelle Techniken. Transcutane elektrische Nervenstimulation (TENS) basiert direkt auf diesem Prinzip, indem sie gezielt nicht-schmerzhafte Nervenfasern stimuliert.

Auch psychologische Interventionen basieren auf der Gate-Control-Theorie. Entspannungstechniken, Achtsamkeitsübungen und kognitive Verhaltenstherapie können absteigende Hemmungsmechanismen aktivieren und so das “Tor” schliessen. Die psychologischen Aspekte der Schmerzverarbeitung spielen dabei eine zentrale Rolle bei der therapeutischen Anwendung dieser Erkenntnisse.

Besonders bei chronischen Schmerzen zeigt sich die Relevanz der Gate-Control-Theorie. Hier kann es zu einer Sensibilisierung der Schmerzbahnen kommen, wodurch das “Tor” dauerhaft geöffnet bleibt. Moderne Therapieansätze zielen darauf ab, diese Sensibilisierung zu durchbrechen und die natürlichen Hemmungsmechanismen wieder zu aktivieren.

ℹ️Wichtiger Hinweis zur Schmerzwahrnehmung:

Die individuelle Schmerzwahrnehmung ist höchst unterschiedlich und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Bei anhaltenden oder sich verstärkenden Schmerzen sollte immer eine fachärztliche Abklärung erfolgen, um ernsthafte Ursachen auszuschliessen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Das biopsychosoziale Schmerzmodell: Ein umfassender Ansatz

Das biopsychosoziale Schmerzmodell stellt den derzeit anerkanntesten Ansatz zum Verständnis chronischer Schmerzen dar[2]. Es integriert biologische, psychologische und soziale Faktoren in ein kohärentes Erklärungsmodell und erklärt, warum Schmerz ein so individuelles und komplexes Erlebnis ist. Dieses Modell hat das Verständnis chronischer Schmerzen revolutioniert und bildet die Grundlage moderner, ganzheitlicher Therapieansätze.

Die biologische Komponente umfasst alle körperlichen Aspekte wie Gewebeschäden, Entzündungsprozesse, genetische Prädispositionen und neurobiologische Veränderungen. Dazu gehören auch die Aktivierung von Nozizeptoren, die Weiterleitung von Schmerzsignalen über das Rückenmark und deren Verarbeitung im Gehirn. Bei chronischen Schmerzen können sich diese biologischen Systeme verändern, wodurch eine Sensibilisierung entsteht, die zu verstärkter Schmerzwahrnehmung führt.

Die psychologische Dimension berücksichtigt Faktoren wie Schmerzverhalten, Bewältigungsstrategien, Ängste, Depressionen und Schmerzerwartungen. Hier spielt das Schmerzgedächtnis eine wichtige Rolle, da frühere Schmerzerfahrungen die aktuelle Schmerzwahrnehmung beeinflussen können. Katastrophisierende Gedanken oder Angst vor Bewegung können die Schmerzwahrnehmung verstärken und zur Chronifizierung beitragen.

Die soziale Komponente umfasst das familiäre und berufliche Umfeld, kulturelle Einflüsse, sozioökonomische Faktoren und die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Soziale Unterstützung kann protektiv wirken, während Isolation oder Konflikte die Schmerzwahrnehmung verstärken können. Auch gesellschaftliche Einstellungen zu Schmerz und Krankheit beeinflussen, wie Menschen mit ihren Beschwerden umgehen.

Integration der drei Ebenen

Das Besondere am biopsychosozialen Modell liegt in der dynamischen Interaktion zwischen den drei Ebenen. Biologische Veränderungen können psychologische Reaktionen auslösen, die wiederum soziale Konsequenzen haben. Ein Teufelskreis kann entstehen: Schmerz führt zu Bewegungseinschränkungen, diese zu sozialer Isolation, welche depressive Verstimmungen fördern kann, die wiederum die Schmerzwahrnehmung verstärken.

Diese Wechselwirkungen erklären, warum rein biomedizinische Behandlungsansätze bei chronischen Schmerzen oft unzureichend sind. Eine erfolgreiche Therapie muss alle drei Ebenen berücksichtigen und individuell angepasste Interventionen auf jeder Ebene anbieten. Dies kann medikamentöse Behandlung, physiotherapeutische Massnahmen, psychologische Unterstützung und soziale Interventionen umfassen.

Die praktische Umsetzung des biopsychosozialen Modells erfolgt idealerweise in interdisziplinären Teams, die verschiedene Fachbereiche vereinen. Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter arbeiten zusammen, um einen umfassenden Behandlungsplan zu entwickeln, der auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist.

Anwendung des biopsychosozialen Modells in der Praxis

  1. Umfassende Anamnese aller drei Ebenen (biologisch, psychologisch, sozial)
  2. Identifikation der Haupteinflussfaktoren und deren Wechselwirkungen
  3. Entwicklung eines individuellen, multimodalen Behandlungsplans
  4. Koordinierte Umsetzung durch interdisziplinäres Team
  5. Regelmässige Evaluation und Anpassung der Therapiestrategie
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Neurobiologische Grundlagen der Schmerzverarbeitung

Die neurobiologischen Mechanismen der Schmerzverarbeitung sind hochkomplex und umfassen verschiedene Ebenen des Nervensystems. Am Beginn stehen die Nozizeptoren – spezialisierte Nervenendigungen, die auf schädigende Reize reagieren. Diese finden sich in Haut, Muskeln, Gelenken und inneren Organen und können auf mechanische, thermische oder chemische Stimuli ansprechen.

Die Signalweiterleitung erfolgt über verschiedene Nervenfasertypen mit unterschiedlichen Übertragungsgeschwindigkeiten. Schnelle A-Delta-Fasern vermitteln den ersten, scharfen Schmerz, während langsamere C-Fasern für den nachfolgenden, dumpfen Schmerz verantwortlich sind. Diese Signale werden über das Rückenmark zum Gehirn geleitet, wo sie in verschiedenen Regionen verarbeitet werden.

Im Gehirn gibt es kein einzelnes “Schmerzzentrum”, sondern ein komplexes Netzwerk verschiedener Regionen, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Der Thalamus fungiert als Schaltstelle, die somatosensorische Rinde verarbeitet die sensorischen Aspekte, während das limbische System die emotionalen Komponenten des Schmerzes bearbeitet. Der präfrontale Kortex ist an der kognitiven Bewertung und Schmerzmodulation beteiligt.

Zentrale Sensibilisierung und Chronifizierung

Ein besonders wichtiger Mechanismus bei chronischen Schmerzen ist die zentrale Sensibilisierung[3]. Dabei kommt es zu Veränderungen in der Schmerzverarbeitung auf Rückenmarks- und Gehirnebene, die zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen. Normale, nicht-schmerzhafte Reize können dann als schmerzhaft empfunden werden (Allodynie), und schmerzhafte Reize werden als besonders intensiv wahrgenommen (Hyperalgesie).

Diese neuroplastischen Veränderungen können sich über Wochen und Monate entwickeln und erklären, warum chronische Schmerzen oft ein Eigenleben entwickeln und unabhängig von der ursprünglichen Ursache fortbestehen können. Das Nervensystem “lernt” Schmerz und verstärkt die entsprechenden Verarbeitungswege. Dieser Prozess ist jedoch nicht unumkehrbar – gezielte Therapien können zur Desensibilisierung beitragen.

Moderne bildgebende Verfahren ermöglichen es, diese Veränderungen im lebenden Gehirn sichtbar zu machen und zeigen strukturelle und funktionelle Unterschiede zwischen Menschen mit chronischen Schmerzen und gesunden Kontrollen. Diese Erkenntnisse helfen dabei, neue Therapieansätze zu entwickeln und bestehende Behandlungen zu optimieren.

Schmerzmodulation und körpereigene Schmerzhemmung

Das Nervensystem verfügt über elaborate Mechanismen zur Schmerzmodulation, die es ermöglichen, die Schmerzwahrnehmung je nach Situation anzupassen[4]. Diese endogenen Schmerzhemmungssysteme sind evolutionär entstanden, um in bedrohlichen Situationen trotz Verletzungen handlungsfähig zu bleiben. Sie spielen auch bei der therapeutischen Schmerzlinderung eine zentrale Rolle.

Das wichtigste körpereigene Schmerzhemmungssystem ist das absteigende inhibitorische System. Hierbei senden bestimmte Gehirnregionen, insbesondere der periaquäduktale Graubereich und die Raphe-Kerne, hemmende Signale über das Rückenmark, die die Schmerzübertragung reduzieren können. Diese Hemmung wird durch verschiedene Neurotransmitter vermittelt, darunter Serotonin, Noradrenalin und körpereigene Opiate (Endorphine).

Endorphine sind körpereigene morphinähnliche Substanzen, die in Stresssituationen oder bei intensiver körperlicher Aktivität freigesetzt werden. Sie binden an die gleichen Rezeptoren wie externe Opiate und können eine starke schmerzlindernde Wirkung entfalten. Dies erklärt Phänomene wie den “Runner’s High” oder die verminderte Schmerzwahrnehmung in Notsituationen.

Faktoren der Schmerzmodulation

Verschiedene Faktoren können die körpereigene Schmerzhemmung beeinflussen. Positive Emotionen, Entspannung und Ablenkung können die inhibitorischen Systeme aktivieren. Umgekehrt können Stress, Angst und Depression diese Systeme schwächen und zu verstärkter Schmerzwahrnehmung führen. Dies unterstreicht die Bedeutung psychosozialer Faktoren bei der Schmerzentstehung und -behandlung.

Auch externe Faktoren wie Musik, soziale Unterstützung oder angenehme Umgebungsreize können die Schmerzmodulation beeinflussen. Diese Erkenntnisse werden in der Schmerztherapie genutzt, beispielsweise durch Musiktherapie, Entspannungsverfahren oder die Gestaltung heilungsfördernder Umgebungen in Kliniken und Praxen.

Die individuelle Ausprägung der Schmerzhemmungssysteme variiert erheblich zwischen Menschen und kann durch genetische Faktoren, frühere Erfahrungen und den aktuellen Gesundheitszustand beeinflusst werden. Diese Variabilität erklärt teilweise, warum Menschen so unterschiedlich auf Schmerzen und Schmerzbehandlungen reagieren.

Praktische Anwendung der Schmerzmodelle in der Therapie

Das Verständnis der verschiedenen Schmerzmodelle hat direkte Auswirkungen auf moderne Behandlungsansätze[5]. Anstatt sich auf eine einzige Intervention zu konzentrieren, setzen evidenzbasierte Therapien auf multimodale Ansätze, die verschiedene Mechanismen der Schmerzentstehung und -aufrechterhaltung berücksichtigen. Diese ganzheitliche Herangehensweise führt oft zu besseren und nachhaltigeren Behandlungsergebnissen.

In der klinischen Praxis beginnt die Anwendung der Schmerzmodelle bereits bei der Diagnostik. Eine umfassende Schmerzanamnese erfasst nicht nur die biologischen Aspekte wie Lokalisation, Intensität und Qualität des Schmerzes, sondern auch psychosoziale Faktoren wie Bewältigungsstrategien, soziale Unterstützung und Auswirkungen auf den Alltag. Diese multidimensionale Betrachtung ermöglicht eine präzisere Diagnose und individuellere Therapieplanung.

Moderne Schmerztherapie kombiniert verschiedene Behandlungsmodalitäten: medikamentöse Therapie zur Beeinflussung der biologischen Komponente, physiotherapeutische Massnahmen zur Verbesserung der Funktion und Aktivierung körpereigener Hemmungsmechanismen, sowie psychologische Interventionen zur Verbesserung der Schmerzbewältigung. Für Patientinnen und Patienten in der Schweiz stehen spezialisierte Schmerztherapie-Angebote zur Verfügung, die diese integrativen Ansätze umsetzen.

Personalisierte Medizin in der Schmerzbehandlung

Das Verständnis der individuellen Unterschiede in der Schmerzverarbeitung führt zunehmend zu personalisierten Behandlungsansätzen. Genetische Faktoren beeinflussen beispielsweise, wie Menschen auf bestimmte Schmerzmittel ansprechen oder wie ausgeprägt ihre körpereigenen Hemmungssysteme sind. Diese Erkenntnisse ermöglichen es, Therapien gezielter auszuwählen und zu dosieren.

Auch psychosoziale Faktoren werden bei der Therapieplanung berücksichtigt. Menschen mit ausgeprägten Ängsten oder depressiven Symptomen benötigen möglicherweise zusätzliche psychologische Unterstützung, während Personen mit guter sozialer Unterstützung eher von aktivierenden Therapieansätzen profitieren. Diese individualisierte Herangehensweise führt zu besseren Behandlungsergebnissen und höherer Patientenzufriedenheit.

Die Integration digitaler Technologien eröffnet neue Möglichkeiten für die personalisierte Schmerztherapie. Smartphone-Apps können beispielsweise dabei helfen, Schmerzmuster zu identifizieren, Auslösefaktoren zu erkennen und Bewältigungsstrategien zu trainieren. Virtual Reality wird zur Ablenkung und Entspannung eingesetzt, während Biofeedback-Geräte dabei helfen, Körperfunktionen bewusst zu beeinflussen.

Spezielle Schmerzformen und ihre Modellierung

Verschiedene Schmerzformen erfordern spezifische Erklärungsmodelle und Behandlungsansätze. Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen des Nervensystems selbst und zeigen oft charakteristische Symptome wie Brennen, Kribbeln oder einschliessende Schmerzen. Diese Schmerzen sprechen häufig schlecht auf herkömmliche Schmerzmittel an und erfordern spezialisierte Therapien. In der Schweiz gibt es spezialisierte Zentren für die Behandlung von Nervenschmerzen, die diese komplexen Schmerzformen gezielt therapieren.

Viszerale Schmerzen, die von inneren Organen ausgehen, haben eigene Charakteristika und Verarbeitungswege. Sie sind oft schwer lokalisierbar, können in andere Körperregionen ausstrahlen und gehen häufig mit vegetativen Symptomen wie Übelkeit oder Schweissausbrüchen einher. Das Verständnis dieser speziellen Schmerzform ist wichtig für die Diagnostik von Organerkrankungen und die Entwicklung gezielter Therapien.

Muskuloskelettale Schmerzen, die von Muskeln, Sehnen oder Gelenken ausgehen, sind besonders häufig und zeigen oft eine starke Abhängigkeit von Bewegung und Belastung. Hier spielen biomechanische Faktoren eine wichtige Rolle, aber auch psychosoziale Aspekte wie Arbeitsbelastung oder Bewegungsängste können zur Chronifizierung beitragen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Forschungsergebnisse zeigen deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung. Frauen berichten häufiger von chronischen Schmerzen und zeigen eine höhere Schmerzempfindlichkeit gegenüber experimentellen Schmerzreizen. Diese Unterschiede sind multifaktoriell bedingt und umfassen biologische Faktoren wie Hormone, genetische Unterschiede und unterschiedliche Nervensystementwicklung.

Hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder der Menopause können die Schmerzwahrnehmung erheblich beeinflussen. Östrogene haben komplexe Wirkungen auf das Schmerzverarbeitungssystem und können sowohl schmerzlindernde als auch schmerzverstärkende Effekte haben. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapieansätze.

Auch psychosoziale Faktoren tragen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei. Gesellschaftliche Erwartungen bezüglich der Schmerzäusserung, unterschiedliche Bewältigungsstrategien und verschiedene soziale Rollen können die Schmerzerfahrung beeinflussen[6]. Diese Faktoren müssen bei der Therapieplanung berücksichtigt werden, um optimale Behandlungsergebnisse zu erreichen.

Wichtige Warnsignale bei Schmerzen

Bei folgenden Symptomen sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe suchen:

  • Plötzlich auftretende, sehr starke Schmerzen ohne erkennbare Ursache
  • Schmerzen in Verbindung mit Fieber, Gewichtsverlust oder anderen Allgemeinsymptomen
  • Neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Taubheitsgefühl oder Seh- bzw. Sprachstörungen
  • Schmerzen nach Unfällen oder Stürzen, besonders im Bereich von Kopf oder Wirbelsäule
  • Anhaltende oder sich verschlechternde Schmerzen trotz angemessener Behandlung

Wie wir helfen: Professionelle Schmerzbehandlung in der Schweiz

Bei Cannaviva verstehen wir Schmerz als komplexes, multidimensionales Phänomen und setzen auf evidenzbasierte, ganzheitliche Behandlungsansätze. Unser interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten, Fachspezialisten und Therapeuten arbeitet eng zusammen, um individuelle Therapiekonzepte zu entwickeln, die alle Aspekte der modernen Schmerzmodelle berücksichtigen.

Unsere Behandlung beginnt mit einer umfassenden Anamnese und Diagnostik, die nicht nur die biologischen Aspekte Ihrer Schmerzen erfasst, sondern auch psychosoziale Faktoren und deren Auswirkungen auf Ihren Alltag berücksichtigt[7]. Auf Basis dieser ganzheitlichen Betrachtung entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan, der verschiedene Therapiemodalitäten optimal kombiniert.

Wir bieten Ihnen Zugang zu modernen Therapieoptionen und begleiten Sie während des gesamten Behandlungsprozesses. Dabei legen wir grossen Wert auf Ihre aktive Beteiligung und Ihr Verständnis der Behandlungsschritte, denn eine informierte Mitarbeit ist ein wichtiger Baustein erfolgreicher Schmerztherapie.

Schmerzbewertung — Schmerzmodell verstehen

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FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Schmerzmodellen

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla ist als Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH) Teil des medizinischen Expertenteams von Canna Viva, der führenden Schweizer Plattform für medizinisches Cannabis. In ihrer Rolle erstellt sie medizinisch geprüfte Inhalte für die Website und begleitet Patientinnen und Patienten digital bei der Therapie mit Medizinalcannabis.

Medizinisch überprüft

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Geprüft: October 23, 2025

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