
Überblick
Das Endocannabinoid-System ist ein faszinierendes biologisches Netzwerk, das massgeblich zur Aufrechterhaltung unserer körperlichen und psychischen Gesundheit beiträgt. Körpereigene Cannabinoide, sogenannte Endocannabinoide, wirken als natürliche Botenstoffe und regulieren wichtige Funktionen wie Schmerzwahrnehmung, Entzündungsreaktionen und emotionales Wohlbefinden. Das Verständnis dieses Systems bildet die wissenschaftliche Grundlage für eine moderne Behandlung mit medizinischem Cannabis, die in der Schweiz unter strengen medizinischen Auflagen möglich ist. Dieser Artikel erklärt, wie Endocannabinoide funktionieren und welche therapeutischen Möglichkeiten sich daraus ergeben.
Das Endocannabinoid-System: Grundlagen und Funktion
Das Endocannabinoid-System (ECS) wurde erst in den 1990er Jahren entdeckt und hat seither unser Verständnis der menschlichen Physiologie revolutioniert. Es handelt sich um ein komplexes Signalnetzwerk, das aus drei Hauptkomponenten besteht: körpereigenen Cannabinoiden (Endocannabinoiden), spezialisierten Rezeptoren und Enzymen, die für den Auf- und Abbau der Botenstoffe zuständig sind. Dieses System ist evolutionär sehr alt und findet sich in ähnlicher Form bei allen Wirbeltieren, was seine fundamentale Bedeutung für lebenswichtige Prozesse unterstreicht.[1]
Die Hauptfunktion des Endocannabinoid-Systems liegt in der Aufrechterhaltung der Homöostase, also des inneren Gleichgewichts des Körpers. Es wirkt wie ein fein abgestimmtes Regulationssystem, das verschiedene physiologische Prozesse überwacht und bei Bedarf korrigierend eingreift. Besonders bemerkenswert ist, dass Endocannabinoide nicht wie klassische Neurotransmitter in Vesikeln gespeichert werden, sondern bei Bedarf direkt aus Membranbestandteilen synthetisiert werden. Diese sogenannte “On-Demand”-Produktion ermöglicht eine sehr präzise und situationsabhängige Regulation körperlicher Funktionen.
Die wichtigsten Endocannabinoide
Die zwei bekanntesten und am besten erforschten Endocannabinoide sind Anandamid (N-Arachidonylethanolamid) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG). Anandamid, dessen Name sich vom Sanskrit-Wort “Ananda” für Glückseligkeit ableitet, wurde 1992 als erstes Endocannabinoid identifiziert. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Angst und Schmerzempfindung. 2-AG ist quantitativ das häufigste Endocannabinoid im Gehirn und ist besonders wichtig für die Regulation synaptischer Übertragung und neuronaler Plastizität.
Beide Moleküle werden aus Arachidonsäure synthetisiert, einer mehrfach ungesättigten Fettsäure, die als Baustein für verschiedene Signalmoleküle dient. Die Produktion von Endocannabinoiden kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Stress, körperliche Aktivität, bestimmte Nahrungsmittel oder pathologische Zustände. Nach ihrer Freisetzung binden sie an Cannabinoid-Rezeptoren und entfalten ihre Wirkung, bevor sie durch spezifische Enzyme wie die Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) oder die Monoacylglycerol-Lipase (MAGL) wieder abgebaut werden.

Endocannabinoid-System verstehen
Lassen Sie Ihr körpereigenes Endocannabinoid-System medizinisch beurteilen. Eine individuelle Cannabis-Therapie kann gezielt unterstützen.
Cannabinoid-Rezeptoren: Die Andockstellen für therapeutische Wirkung
Die therapeutischen Effekte einer Behandlung mit medizinischem Cannabis beruhen auf der Interaktion zwischen pflanzlichen Cannabinoiden und den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren. Diese Rezeptoren fungieren als molekulare Andockstellen und bestimmen, wie und wo Cannabis-Wirkstoffe ihre therapeutische Wirkung entfalten können.[2] Das Verständnis ihrer Verteilung und Funktion ist entscheidend für eine gezielte und sichere Cannabinoidtherapie.
CB1-Rezeptoren: Das zentrale Nervensystem im Fokus
CB1-Rezeptoren sind die am häufigsten vorkommenden G-Protein-gekoppelten Rezeptoren im menschlichen Gehirn. Sie finden sich besonders konzentriert in Bereichen wie dem Hippocampus (Gedächtnis und Lernen), der Amygdala (Emotionsverarbeitung), dem Cerebellum (Bewegungskoordination) und den Basalganglien (Bewegungskontrolle). Diese Verteilung erklärt, warum Cannabis-Wirkstoffe wie THC so vielfältige Effekte auf Bewusstsein, Gedächtnis, Bewegung und emotionale Verarbeitung haben können.
Die Aktivierung von CB1-Rezeptoren führt zu einer Hemmung der Neurotransmitter-Freisetzung, was als “retrograde Signalübertragung” bezeichnet wird. Dieser Mechanismus ermöglicht es den Neuronen, die Stärke eingehender Signale zu modulieren und trägt zur neuronalen Plastizität bei. Bei einer medizinischen Cannabistherapie können diese Eigenschaften therapeutisch genutzt werden, beispielsweise zur Behandlung von Epilepsie, chronischen Schmerzen oder Bewegungsstörungen. Gleichzeitig erklärt diese Rezeptorverteilung auch, warum eine sorgfältige Dosierung und ärztliche Überwachung bei THC-haltigen Präparaten so wichtig ist.
CB2-Rezeptoren: Immunsystem und Entzündungsregulation
CB2-Rezeptoren sind primär im Immunsystem lokalisiert, einschliesslich Immunzellen wie Makrophagen, T-Zellen und B-Zellen. Sie finden sich auch in peripheren Geweben, der Haut, den Knochen und in geringerem Mass im zentralen Nervensystem. Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren ist besonders relevant für die Regulation von Entzündungsprozessen und Immunantworten, ohne die psychoaktiven Effekte hervorzurufen, die mit CB1-Rezeptor-Aktivierung verbunden sind.
Diese Eigenschaft macht CB2-Rezeptoren zu einem interessanten Ziel für therapeutische Interventionen bei entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunstörungen und Schmerzzuständen. Cannabidiol (CBD) zeigt eine moderate Affinität zu CB2-Rezeptoren und kann deren Aktivität modulieren, was teilweise seine entzündungshemmenden und immunmodulierenden Eigenschaften erklärt. Aktuelle Forschung untersucht auch die Rolle von CB2-Rezeptoren bei der Knochenheilung, der Hautgesundheit und neurodegenerativen Erkrankungen, was neue therapeutische Ansätze eröffnen könnte.
Wie pflanzliche Cannabinoide das körpereigene System beeinflussen
Die Wirksamkeit einer Behandlung mit medizinischem Cannabis beruht darauf, dass pflanzliche Cannabinoide (Phytocannabinoide) mit unserem körpereigenen Endocannabinoid-System interagieren können.[3] Diese Interaktion ist jedoch komplex und individuell sehr unterschiedlich, was eine personalisierte Herangehensweise in der Therapie erforderlich macht.
THC: Direkte Rezeptoraktivierung mit psychoaktiven Effekten
Tetrahydrocannabinol (THC) ist ein partieller Agonist der CB1-Rezeptoren, das bedeutet, es bindet direkt an diese Rezeptoren und aktiviert sie, allerdings nicht so stark wie die körpereigenen Endocannabinoide. Diese Bindung führt zu den charakteristischen psychoaktiven Effekten von Cannabis, einschliesslich veränderter Wahrnehmung, Euphorie und in höheren Dosen auch zu Angst oder Paranoia. Therapeutisch kann THC bei verschiedenen Indikationen hilfreich sein, darunter chronische Schmerzen, Übelkeit bei Chemotherapie, Appetitlosigkeit und bestimmte Formen der Epilepsie.
Die Wirkung von THC ist dosisabhängig und kann zwischen Patienten erheblich variieren. Faktoren wie Genetik, vorherige Cannabis-Erfahrung, gleichzeitig eingenommene Medikamente und die individuelle Empfindlichkeit des Endocannabinoid-Systems spielen eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund beginnt eine medizinische Cannabis-Behandlung typischerweise mit sehr niedrigen THC-Dosen, die schrittweise unter ärztlicher Aufsicht angepasst werden. Dies entspricht dem Prinzip “start low, go slow”, das in der Cannabinoidmedizin weit verbreitet ist.
CBD: Indirekte Modulation ohne Rauschzustand
Cannabidiol (CBD) unterscheidet sich grundlegend von THC in seiner Wirkweise. Es hat eine sehr geringe Bindungsaffinität zu CB1- und CB2-Rezeptoren, wirkt aber als negativer allosterischer Modulator von CB1-Rezeptoren. Das bedeutet, CBD kann die Wirkung anderer Cannabinoide an diesen Rezeptoren abschwächen, was erklärt, warum CBD die psychoaktiven Effekte von THC mildern kann. Diese Eigenschaft macht Kombinationspräparate mit ausgeglichenen THC:CBD-Verhältnissen für viele Patienten besser verträglich.
CBD beeinflusst das Endocannabinoid-System auch indirekt, indem es die Wiederaufnahme und den Abbau von Anandamid hemmt. Dies führt zu erhöhten Anandamid-Spiegeln, was zu den anxiolytischen (angstlösenden) und antidepressiven Eigenschaften von CBD beitragen könnte. Zusätzlich interagiert CBD mit anderen Rezeptorsystemen, einschliesslich Serotonin-Rezeptoren, Vanilloid-Rezeptoren und GPR55-Rezeptoren, was sein breites therapeutisches Spektrum ohne psychoaktive Nebenwirkungen erklärt.
Therapeutische Anwendung: Von der Theorie zur Praxis
Die praktische Anwendung des Wissens über das Endocannabinoid-System in der medizinischen Behandlung erfordert ein tiefes Verständnis sowohl der zugrunde liegenden Mechanismen als auch der individuellen Patientenfaktoren. Eine erfolgreiche Behandlung mit medizinischem Cannabis ist immer das Ergebnis einer sorgfältigen Abwägung zwischen therapeutischem Nutzen und möglichen Risiken.
Indikationen und Evidenzlage
Die wissenschaftliche Evidenz für medizinisches Cannabis ist für einige Indikationen gut etabliert, während sie für andere noch aufgebaut wird. Starke Evidenz existiert für die Behandlung chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen, bestimmte Formen kindlicher Epilepsie (wie das Dravet-Syndrom), spastische Symptome bei Multipler Sklerose und chronische neuropathische Schmerzen.[4] Moderate Evidenz liegt vor für Schlafstörungen, Fibromyalgie, entzündliche Darmerkrankungen und bestimmte psychiatrische Erkrankungen wie Angststörungen.
Die individuelle Reaktion auf Cannabinoide kann jedoch erheblich variieren, selbst bei Patienten mit der gleichen Diagnose. Genetische Polymorphismen in Enzymen, die Cannabinoide metabolisieren, unterschiedliche Cannabinoid-Rezeptor-Dichten und Variationen im körpereigenen Endocannabinoid-Tonus können alle die Therapieantwort beeinflussen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer individualisierten Herangehensweise und einer engen Zusammenarbeit zwischen Patient und behandelndem Arzt.
Ein wichtiger Aspekt der modernen Cannabinoidmedizin ist das Verständnis des “Entourage-Effekts”.[5] Dieser beschreibt die Hypothese, dass die therapeutische Wirkung von Cannabis nicht allein durch einzelne Cannabinoide wie THC oder CBD bestimmt wird, sondern durch das komplexe Zusammenspiel aller Pflanzeninhaltsstoffe, einschliesslich Terpenen und anderen Cannabinoiden. Forschungsergebnisse zeigen beispielsweise, dass Terpene wie Limonen anxiolytische Eigenschaften haben können und die Wirkung von Cannabinoiden modulieren. Dies hat zur Entwicklung von Vollspektrum-Präparaten geführt, die das natürliche Cannabinoid- und Terpenprofil der Pflanze erhalten.
Schritte einer medizinischen Cannabis-Behandlung
- Umfassende Anamnese und Bewertung der Krankheitsgeschichte
- Aufklärung über Wirkungen, Risiken und Alternativen
- Auswahl geeigneter Cannabinoid-Präparate und Darreichungsformen
- Beginn mit niedrigster therapeutischer Dosis ('Start low, go slow')
- Regelmässige Verlaufskontrollen und Dosisanpassung nach Wirkung und Verträglichkeit

Dosierung und Titrationsstrategien
Die Dosierung von medizinischem Cannabis ist eine Kunst, die wissenschaftliche Kenntnisse mit klinischer Erfahrung verbindet.[6] Im Gegensatz zu vielen konventionellen Medikamenten folgt die Dosis-Wirkungs-Beziehung von Cannabinoiden oft einer biphasischen Kurve. Das bedeutet, dass niedrige Dosen eine bestimmte Wirkung haben können, mittlere Dosen eine verstärkte Wirkung zeigen, höhere Dosen jedoch möglicherweise weniger effektiv oder sogar kontraproduktiv sind.
Für THC-haltige Präparate wird üblicherweise mit Dosen von 1-2,5 mg begonnen, die alle 2-3 Tage um ähnliche Beträge erhöht werden können, bis die gewünschte therapeutische Wirkung erreicht ist oder Nebenwirkungen auftreten. Bei CBD-Produkten können die Startdosen höher sein (typischerweise 5-10 mg), da CBD nicht psychoaktiv ist und ein günstigeres Nebenwirkungsprofil aufweist. Die optimale Dosis variiert jedoch erheblich zwischen Individuen und kann zwischen wenigen Milligramm und mehreren hundert Milligramm pro Tag liegen.
Die Wahl der Darreichungsform beeinflusst sowohl die Dosierung als auch das Timing der Wirkung erheblich. Inhalative Anwendung (Vaporisation) führt zu einem schnellen Wirkungseintritt (innerhalb von Minuten), aber auch zu einer kürzeren Wirkdauer (2-4 Stunden). Orale Präparate haben einen langsameren Wirkungseintritt (30-120 Minuten), aber eine längere Wirkdauer (4-8 Stunden), was sie für die Behandlung chronischer Symptome geeignet macht. Sublinguale Anwendung bietet einen Mittelweg mit moderatem Wirkungseintritt und -dauer.
Endocannabinoid-System gezielt mit Cannabis unterstützen
Erfahren Sie, ob eine medizinische Cannabis-Therapie helfen kann, Ihr körpereigenes Endocannabinoid-System effektiv zu modulieren. Lassen Sie sich ärztlich beraten – individuell und fundiert.
Sicherheit und Nebenwirkungen: Eine evidenzbasierte Betrachtung
Eine verantwortungsvolle Behandlung mit medizinischem Cannabis erfordert ein umfassendes Verständnis möglicher Nebenwirkungen und Sicherheitsaspekte. Während Cannabis im Vergleich zu vielen konventionellen Medikamenten ein relativ günstiges Sicherheitsprofil aufweist, ist es nicht ohne Risiken, insbesondere bei unsachgemässer Anwendung oder bei bestimmten Patientengruppen.[7]
ℹ️Dosierung und Sicherheitsaspekte:
Häufige Nebenwirkungen und Management
Die häufigsten Nebenwirkungen von THC sind dosisabhängig und umfassen Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, rote Augen, veränderte Zeitwahrnehmung und in höheren Dosen auch Angst oder Paranoia. Diese Effekte sind in der Regel mild bis moderat und klingen ab, wenn sich der Körper an die Medikation gewöhnt oder wenn die Dosis reduziert wird. Mundtrockenheit kann durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Kaugummi kauen gelindert werden, während Müdigkeit oft durch eine Anpassung des Dosierungsschemas (niedrigere Tagesdosen, höhere Abenddosen) manageable ist.
CBD hat ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil, wobei die häufigsten berichteten Effekte milde Müdigkeit, Durchfall (in höheren Dosen) und Appetitveränderungen sind. Wichtiger sind jedoch potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, da CBD bestimmte Leberenzyme hemmen kann, die für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich sind. Dies kann zu erhöhten Blutspiegeln anderer Medikamente führen, weshalb eine ärztliche Überwachung bei Patienten mit Mehrfachmedikation besonders wichtig ist.
Langzeitrisiken und besondere Populationen
Die Langzeitsicherheit von medizinischem Cannabis ist noch nicht vollständig verstanden, insbesondere bei chronischer Anwendung hoher Dosen. Studien zeigen, dass langfristige, regelmässige Cannabis-Verwendung zu Toleranzentwicklung führen kann, was höhere Dosen für die gleiche therapeutische Wirkung erforderlich machen könnte. Bei einigen Patienten kann sich auch eine körperliche Abhängigkeit entwickeln, obwohl das Abhängigkeitspotenzial von Cannabis deutlich geringer ist als bei Opioiden oder anderen kontrollierten Substanzen.
Besondere Vorsicht ist bei Jugendlichen geboten, da das sich entwickelnde Gehirn empfindlicher auf die Auswirkungen von Cannabinoiden reagieren könnte. Schwangere und stillende Frauen sollten Cannabis nur in Ausnahmefällen und unter strenger ärztlicher Aufsicht verwenden, da die Auswirkungen auf die Entwicklung des Fötus oder Säuglings noch nicht vollständig verstanden sind. Patienten mit einer Vorgeschichte von Substanzmissbrauch, bestimmten psychiatrischen Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Problemen benötigen eine besonders sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung.
Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz
Seit der Gesetzesänderung von 2022 ist die medizinische Anwendung von Cannabis in der Schweiz unter bestimmten Bedingungen legal und unterliegt einem strukturierten Bewilligungs- und Kontrollsystem. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen sowohl Möglichkeiten als auch Verpflichtungen für Ärzte und Patienten, die eine Cannabis-Therapie erwägen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat klare Richtlinien für die Verschreibung von medizinischem Cannabis etabliert. Ärzte müssen eine Ausnahmebewilligung beantragen, wenn konventionelle Therapien nicht ausreichend wirksam waren oder nicht vertragen werden. Der Verschreibungsprozess erfordert eine detaillierte Dokumentation der medizinischen Indikation, der bisherigen Behandlungsversuche und der geplanten Therapie. Diese Regulierung dient dem Patientenschutz und stellt sicher, dass Cannabis nur dann eingesetzt wird, wenn es medizinisch gerechtfertigt ist.
Die Kosten für medizinisches Cannabis werden in der Schweiz derzeit nicht standardmässig von den Krankenkassen übernommen. Patienten müssen die Therapiekosten in der Regel selbst tragen, es sei denn, sie können bei ihrer Krankenkasse eine Kostengutsprache erwirken. Dies erfordert oft eine detaillierte medizinische Begründung und den Nachweis, dass andere Behandlungen nicht erfolgreich waren. Die rechtliche Lage entwickelt sich jedoch weiter, und es ist möglich, dass sich die Kostenübernahmepraxis in Zukunft ändert.
Die Zukunft der Endocannabinoid-Forschung
Die Wissenschaft des Endocannabinoid-Systems steht noch am Anfang, und neue Erkenntnisse erweitern kontinuierlich unser Verständnis dieses faszinierenden biologischen Netzwerks. Aktuelle Forschungsrichtungen konzentrieren sich auf die Entdeckung neuer Endocannabinoide, die Rolle des ECS bei verschiedenen Krankheiten und die Entwicklung zielgerichteter therapeutischer Interventionen.
Ein vielversprechendes Forschungsfeld ist die Entwicklung von selektiven Cannabinoid-Rezeptor-Modulatoren, die spezifische therapeutische Effekte ohne unerwünschte Nebenwirkungen erzielen könnten. Forscher untersuchen auch die Rolle des Endocannabinoid-Systems bei neurodegenerativen Erkrankungen, Krebs, Stoffwechselstörungen und psychiatrischen Erkrankungen. Diese Forschung könnte zu neuen Behandlungsansätzen führen, die weit über die traditionelle Cannabis-Therapie hinausgehen.
Ein weiterer wichtiger Forschungsbereich befasst sich mit den Auswirkungen der Ernährung auf das Endocannabinoid-System.[8] Studien zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren die Endocannabinoid-Signalübertragung beeinflussen können, was neue Möglichkeiten für diätetische Interventionen eröffnet. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass verschiedene physiologische Prozesse wie Haarwachstum durch das Endocannabinoid-System reguliert werden, was unser Verständnis seiner vielfältigen Rollen im Körper erweitert.
Wichtige Warnhinweise
Wann eine Cannabis-Therapie besondere Vorsicht oder ärztliche Rücksprache erfordert
- Schwangerschaft, Stillzeit oder Kinderwunsch
- Vorgeschichte von Substanzmissbrauch oder Abhängigkeitserkrankungen
- Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder instabile Angina pectoris
- Aktive psychotische Erkrankungen oder schwere Depression
- Gleichzeitige Einnahme von Medikamenten mit engem therapeutischen Fenster
Wie wir Ihnen helfen können
Bei Cannaviva verstehen wir die Komplexität des Endocannabinoid-Systems und bieten Ihnen professionelle Unterstützung auf Ihrem Weg zu einer optimalen Cannabis-Therapie. Unsere erfahrenen Ärzte verfügen über fundierte Kenntnisse in der Cannabinoidmedizin und können Sie individuell beraten, ob eine Behandlung mit medizinischem Cannabis für Ihre Situation geeignet ist.
Unsere telemedizinischen Beratungen ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zu qualifizierter medizinischer Betreuung, ohne dass Sie weite Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Wir begleiten Sie durch den gesamten Behandlungsprozess, von der ersten Beratung über die Beantragung der erforderlichen Bewilligungen bis hin zur kontinuierlichen Betreuung während der Therapie. Dabei legen wir grossen Wert darauf, dass Sie über alle Aspekte Ihrer Behandlung umfassend informiert sind und aktiv an Therapieentscheidungen teilnehmen können.
Endocannabinoid‑System und medizinisches Cannabis
Beantworten Sie 3 kurze Fragen für eine personalisierte Empfehlung zur Anwendung von medizinischem Cannabis
Fazit
Das Endocannabinoid-System ist ein faszinierendes biologisches Netzwerk, das fundamentale Körperfunktionen reguliert und neue therapeutische Möglichkeiten eröffnet. Eine moderne Behandlung mit medizinischem Cannabis nutzt dieses Wissen, um gezielt und sicher auf das körpereigene System einzuwirken. Während die Forschung kontinuierlich neue Erkenntnisse liefert, ist eine evidenzbasierte, individualisierte Herangehensweise unter ärztlicher Aufsicht der Schlüssel für erfolgreiche Therapieergebnisse. Bei Cannaviva unterstützen wir Sie dabei, die Möglichkeiten der Cannabinoidmedizin sicher und effektiv zu nutzen.

