
Überblick
Ibuprofen gehört als NSAR zu den meistgenutzten Schmerzmitteln in der Schweiz: rezeptfrei v. a. als Algifor 200/400 oder Irfen 400, verschreibungspflichtig in höheren Stärken (600/800 mg). Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend.
Dieser Leitfaden erklärt Wirkprinzip, Anwendungsgebiete, Dosierungen (OTC/Rx), Nebenwirkungen & Wechselwirkungen, Sicherheit bei Vorerkrankungen und liefert eine klare FAQ. Er ersetzt keine individuelle ärztliche Abklärung1.
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Wirkprinzip: so wirkt Ibuprofen
Ibuprofen hemmt Cyclooxygenase-Enzyme (COX-1/COX-2) und reduziert so die Bildung von Prostaglandinen, die Schmerz, Entzündung und Fieber vermitteln.
- Antipyretisch: senkt Fieber zuverlässig2.
- Analgetisch: wirkt gegen akute und subakute Schmerzen (Kopf, Zahn, Rücken, Menstruation)3.
- Antiphlogistisch: ab höheren Dosen klinisch deutlich (z. B. 600 mg)4.
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ℹ️Tipp:
Indikationen: wann ist Ibuprofen sinnvoll?
- Spannungs-/Migränekopfschmerz (Akuttherapie)3.
- Zahn- und Kieferschmerzen (z. B. nach Eingriffen)3.
- Muskulo-skelettale Schmerzen (Sportverletzungen, Tendinitiden, Arthrose-Schübe)3.
- Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)3.
- Fieber bei Infekten2.
Nicht ideal bei vorbestehenden Magengeschwüren, schwerer Niereninsuffizienz, dekompensierter Herzinsuffizienz oder im 3. Trimenon der Schwangerschaft (siehe Sicherheit)1.
Dosierung: OTC vs. Rezeptpflicht (Schweiz)
Erwachsene
- OTC (Selbstmedikation): 200–400 mg pro Gabe, alle 6–8 Stunden. Max. 1’200 mg/Tag ohne ärztliche Verordnung5.
- Rx (ärztlich verordnet): bis 2’400 mg/Tag in geteilten Dosen (z. B. 600 mg 3–4×/Tag) – nur unter ärztlicher Kontrolle5.
Sicher dosieren: so gehst du vor
- Erwachsene OTC: 200–400 mg pro Gabe, alle 6–8 h (max. 1200 mg/Tag ohne ärztliche Verordnung).
- Erwachsene Rx: bis 2400 mg/Tag in geteilten Dosen – nur unter ärztlicher Kontrolle.
- Kinder: ca. 10 mg/kg pro Gabe (max. 30 mg/kg/Tag), alle 6–8 h; nur kinderzugelassene Präparate.
- Mit/ nach Mahlzeit einnehmen, nicht nüchtern; ausreichend trinken.
- Kürzestmoeglich, kleinste wirksame Dosis; Nutzen/Nebenwirkungen regelmässig prüfen.
- Bei fehlendem Ansprechen oder Unverträglichkeit ärztlich Alternativen prüfen.
Kinder
- 10 mg/kg pro Gabe (max. 30 mg/kg/Tag), alle 6–8 h, nur Produkte mit Kinderzulassung (Saft/Zäpfchen/Tabletten je nach Alter)5.
Einnahme & Wirkung im Alltag
- Wirkbeginn: meist 30–60 Minuten nach Einnahme5.
- Maximalwirkung: nach 1–2 Stunden5.
- Wirklänge: 4–6 Stunden (400 mg); bei 600–800 mg teils bis 8 Stunden5.
- Mit Nahrung/Wasser einnehmen; nicht nüchtern, um Magenreizungen zu reduzieren.
ℹ️Praxis-Tipps:
Ibuprofen Nebenwirkungen: was ist häufig, was selten?
Häufig/typisch:
Magen-Darm-Beschwerden (Sodbrennen, Übelkeit, Bauchschmerzen), Kopfschmerzen/Schwindel, Hautreaktionen3.
Wichtigere Risiken (dosis-/dauerabhängig):
- Allergisch: Urtikaria, Bronchospasmus (insb. bei NSAR-Exazerbierter Atemwegserkrankung/Asthma)1.
- Gastrointestinal: Gastritis, Ulkus bis Blutung/Perforation (Risiko steigt mit höherer Dosis, Alter, Steroiden, Antikoagulanzien, ASS/SSRIs).
- Renal: akute Nierenfunktionsstörung v. a. bei Dehydrierung, CKD, Diuretika/ACE-Hemmern/ARBs.
- Kardiovaskulär: Blutdruckanstieg, Flüssigkeitsretention; bei Langzeitanwendung erhöhtes CV-Risiko (klasse-typisch).
ℹ️Risiko senken:
Wechselwirkungen & besondere Gruppen
- Nicht kombinieren mit anderen NSAR ohne ärztliche Anweisung (Add-on-Risiken)5.
- Antikoagulanzien/Thrombozytenhemmer/SSRIs: erhöhtes Blutungsrisiko5.
- ACE-Hemmer/ARB + Diuretikum („triple whammy“): erhöhtes Nierenrisiko5.
- Lithium/Methotrexat: Spiegelanstieg möglich – ärztliche Kontrolle nötig5.
Schwangerschaft:
- 1.–2. Trimenon: nur wenn zwingend, möglichst kurz & niedrig dosiert6.
- 3. Trimenon: kontraindiziert (fetaler Ductus-Verschluss, Oligohydramnion, Wehenhemmung)6.
- Stillzeit: meist kompatibel in niedrigen Dosen, kurzzeitig6.
- Ältere/CKD/Herzinsuffizienz: strenge Nutzen-Risiko-Abwägung, ggf. Alternativen.
Wann sofort ärztlich abklären?
Bei folgenden Warnzeichen bitte umgehend medizinisch abklären lassen:
- Bluterbrechen, schwarzer Stuhl, anhaltende starke Bauchschmerzen
- Atemnot, Schwellungen (Oedeme), plötzlicher Blutdruckanstieg
- Neu aufgetretener starker Schwindel, Kollaps, Brustschmerz
- Anhaltende Nierenschmerzen, sehr dunkler Urin oder deutlich weniger Urin
- Schwangerschaft: Einnahme im 3. Trimenon kontraindiziert – zuvor ärztlich klären
Ibuprofen vs. Paracetamol: welche Rolle für wen?
Kriterium | Ibuprofen | Paracetamol |
---|---|---|
Hauptwirkung | Schmerz + Entzündung + Fieber | Schmerz + Fieber (nicht entzündungshemmend) |
Magen/Niere | GI-Risiko, renale Effekte | Leber-Risiko bei Überdosis/Alkohol |
Geeignet bei | Entzündlichen Schmerzen, Dysmenorrhoe, Sportverletzung | Magenempfindlichkeit, Schwangerschaft (nach Rücksprache), reines Fieber/Schmerz |
Praxis: Bei entzündlichen Schmerzen zuerst Ibuprofen; bei empfindlichem Magen/Leberthemen eher Paracetamol, oder ärztlich alternierend/zeitversetzt einsetzen3.
Marken & Stärken in der Schweiz
Algifor, Irfen, Optifen u. a.: identischer Wirkstoff Ibuprofen.
- OTC: 200/400 mg (Tabletten, Kapseln, Saft).
- Rx: 600/800 mg (Tabletten/Retard), nur auf Verordnung.
Anwendung in der Praxis
- Wirkbeginn: 30–60 Min
- Wirklänge: 4–6 h (400 mg), bis 8 h (600–800 mg).
- Einnahme: mit/ nach Mahlzeit und Wasser.
- Kombinationen: Keine parallelen NSAR; mit Paracetamol nur ärztlich geplant (zeitlich versetzt).
ℹ️Kombination mit Paracetamol:
