Veröffentlicht: 8. September 2025|Aktualisiert: 8. September 2025|Medizinisch geprüft von Dr. Britta Massmann
Von Dr. med. Jens Westphal

Von Dr. med. Jens Westphal

Praktischer Arzt (FMH), Schweiz

Medizinischer Hinweis: Dieser Inhalt ersetzt keine medizinische Beratung. Bei unklaren oder starken Beschwerden ärztlich abklären lassen.

Inhaltsverzeichnis

Mehrere Tablettenblister liegen übereinander. Es handelt sich um unterschiedliche Tabletten, Schmerztabletten, ADHS-Medkiamente, etc. aus der Schweiz.

Überblick

Ibuprofen gehört als NSAR zu den meistgenutzten Schmerzmitteln in der Schweiz: rezeptfrei v. a. als Algifor 200/400 oder Irfen 400, verschreibungspflichtig in höheren Stärken (600/800 mg). Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend.
Dieser Leitfaden erklärt Wirkprinzip, Anwendungsgebiete, Dosierungen (OTC/Rx), Nebenwirkungen & Wechselwirkungen, Sicherheit bei Vorerkrankungen und liefert eine klare FAQ. Er ersetzt keine individuelle ärztliche Abklärung1.

Weiterlesen: Schmerzmittel Paracetamol

Wirkprinzip: so wirkt Ibuprofen

Ibuprofen hemmt Cyclooxygenase-Enzyme (COX-1/COX-2) und reduziert so die Bildung von Prostaglandinen, die Schmerz, Entzündung und Fieber vermitteln.

  • Antipyretisch: senkt Fieber zuverlässig2.
  • Analgetisch: wirkt gegen akute und subakute Schmerzen (Kopf, Zahn, Rücken, Menstruation)3.
  • Antiphlogistisch: ab höheren Dosen klinisch deutlich (z. B. 600 mg)4.

Weiterlesen: Schmerzmittel Metamizol Novalgin

ℹ️Tipp:

Wenn Entzündungen im Vordergrund stehen (z. B. Gelenk- oder Sehnenreizungen), ist Ibuprofen oft geeigneter als Paracetamol. Bei reinem Fieber/Schmerz und empfindlichem Magen kann Paracetamol die bessere Wahl sein.

Indikationen: wann ist Ibuprofen sinnvoll?

  • Spannungs-/Migränekopfschmerz (Akuttherapie)3.
  • Zahn- und Kieferschmerzen (z. B. nach Eingriffen)3.
  • Muskulo-skelettale Schmerzen (Sportverletzungen, Tendinitiden, Arthrose-Schübe)3.
  • Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)3.
  • Fieber bei Infekten2.

Nicht ideal bei vorbestehenden Magengeschwüren, schwerer Niereninsuffizienz, dekompensierter Herzinsuffizienz oder im 3. Trimenon der Schwangerschaft (siehe Sicherheit)1.

Dosierung: OTC vs. Rezeptpflicht (Schweiz)

Erwachsene

  • OTC (Selbstmedikation): 200–400 mg pro Gabe, alle 6–8 Stunden. Max. 1’200 mg/Tag ohne ärztliche Verordnung5.
  • Rx (ärztlich verordnet): bis 2’400 mg/Tag in geteilten Dosen (z. B. 600 mg 3–4×/Tag) – nur unter ärztlicher Kontrolle5.

Sicher dosieren: so gehst du vor

  1. Erwachsene OTC: 200–400 mg pro Gabe, alle 6–8 h (max. 1200 mg/Tag ohne ärztliche Verordnung).
  2. Erwachsene Rx: bis 2400 mg/Tag in geteilten Dosen – nur unter ärztlicher Kontrolle.
  3. Kinder: ca. 10 mg/kg pro Gabe (max. 30 mg/kg/Tag), alle 6–8 h; nur kinderzugelassene Präparate.
  4. Mit/ nach Mahlzeit einnehmen, nicht nüchtern; ausreichend trinken.
  5. Kürzestmoeglich, kleinste wirksame Dosis; Nutzen/Nebenwirkungen regelmässig prüfen.
  6. Bei fehlendem Ansprechen oder Unverträglichkeit ärztlich Alternativen prüfen.

Kinder

  • 10 mg/kg pro Gabe (max. 30 mg/kg/Tag), alle 6–8 h, nur Produkte mit Kinderzulassung (Saft/Zäpfchen/Tabletten je nach Alter)5.

Einnahme & Wirkung im Alltag

  • Wirkbeginn: meist 30–60 Minuten nach Einnahme5.
  • Maximalwirkung: nach 1–2 Stunden5.
  • Wirklänge: 4–6 Stunden (400 mg); bei 600–800 mg teils bis 8 Stunden5.
  • Mit Nahrung/Wasser einnehmen; nicht nüchtern, um Magenreizungen zu reduzieren.

ℹ️Praxis-Tipps:

Wirkbeginn meist 30–60 min, Maximalwirkung nach 1–2 h, Wirkdauer i. d. R. 4–6 h (400 mg), gelegentlich bis 8 h bei 600–800 mg. Nimm Ibuprofen mit Wasser und Nahrung. Keine parallele Einnahme mit anderen NSAR ohne ärztliche Anweisung.

Ibuprofen Nebenwirkungen: was ist häufig, was selten?

Häufig/typisch:
Magen-Darm-Beschwerden (Sodbrennen, Übelkeit, Bauchschmerzen), Kopfschmerzen/Schwindel, Hautreaktionen3.
Wichtigere Risiken (dosis-/dauerabhängig):

  • Allergisch: Urtikaria, Bronchospasmus (insb. bei NSAR-Exazerbierter Atemwegserkrankung/Asthma)1.
  • Gastrointestinal: Gastritis, Ulkus bis Blutung/Perforation (Risiko steigt mit höherer Dosis, Alter, Steroiden, Antikoagulanzien, ASS/SSRIs).
  • Renal: akute Nierenfunktionsstörung v. a. bei Dehydrierung, CKD, Diuretika/ACE-Hemmern/ARBs.
  • Kardiovaskulär: Blutdruckanstieg, Flüssigkeitsretention; bei Langzeitanwendung erhöhtes CV-Risiko (klasse-typisch).

ℹ️Risiko senken:

Kleinste wirksame Dosis und so kurz wie möglich. Einnahme mit Essen. Bei hohem GI-Risiko PPI erwägen. Ausreichend trinken, NSAR bei Dehydrierung meiden. Interaktionen beachten (z. B. Antikoagulanzien, ACE-Hemmer/ARB, Diuretika, Lithium, Methotrexat).

Wechselwirkungen & besondere Gruppen

  • Nicht kombinieren mit anderen NSAR ohne ärztliche Anweisung (Add-on-Risiken)5.
  • Antikoagulanzien/Thrombozytenhemmer/SSRIs: erhöhtes Blutungsrisiko5.
  • ACE-Hemmer/ARB + Diuretikum („triple whammy“): erhöhtes Nierenrisiko5.
  • Lithium/Methotrexat: Spiegelanstieg möglich – ärztliche Kontrolle nötig5.

Schwangerschaft:

  • 1.–2. Trimenon: nur wenn zwingend, möglichst kurz & niedrig dosiert6.
  • 3. Trimenon: kontraindiziert (fetaler Ductus-Verschluss, Oligohydramnion, Wehenhemmung)6.
  • Stillzeit: meist kompatibel in niedrigen Dosen, kurzzeitig6.
  • Ältere/CKD/Herzinsuffizienz: strenge Nutzen-Risiko-Abwägung, ggf. Alternativen.

Wann sofort ärztlich abklären?

Bei folgenden Warnzeichen bitte umgehend medizinisch abklären lassen:

  • Bluterbrechen, schwarzer Stuhl, anhaltende starke Bauchschmerzen
  • Atemnot, Schwellungen (Oedeme), plötzlicher Blutdruckanstieg
  • Neu aufgetretener starker Schwindel, Kollaps, Brustschmerz
  • Anhaltende Nierenschmerzen, sehr dunkler Urin oder deutlich weniger Urin
  • Schwangerschaft: Einnahme im 3. Trimenon kontraindiziert – zuvor ärztlich klären

Ibuprofen vs. Paracetamol: welche Rolle für wen?

KriteriumIbuprofenParacetamol
HauptwirkungSchmerz + Entzündung + FieberSchmerz + Fieber (nicht entzündungshemmend)
Magen/NiereGI-Risiko, renale EffekteLeber-Risiko bei Überdosis/Alkohol
Geeignet beiEntzündlichen Schmerzen, Dysmenorrhoe, SportverletzungMagenempfindlichkeit, Schwangerschaft (nach Rücksprache), reines Fieber/Schmerz

Praxis: Bei entzündlichen Schmerzen zuerst Ibuprofen; bei empfindlichem Magen/Leberthemen eher Paracetamol, oder ärztlich alternierend/zeitversetzt einsetzen3.

Marken & Stärken in der Schweiz

Algifor, Irfen, Optifen u. a.: identischer Wirkstoff Ibuprofen.

  • OTC: 200/400 mg (Tabletten, Kapseln, Saft).
  • Rx: 600/800 mg (Tabletten/Retard), nur auf Verordnung.

Anwendung in der Praxis

  • Wirkbeginn: 30–60 Min
  • Wirklänge: 4–6 h (400 mg), bis 8 h (600–800 mg).
  • Einnahme: mit/ nach Mahlzeit und Wasser.
  • Kombinationen: Keine parallelen NSAR; mit Paracetamol nur ärztlich geplant (zeitlich versetzt).

ℹ️Kombination mit Paracetamol:

Ibuprofen nicht parallel mit anderen NSAR kombinieren. Kombination oder Wechsel mit Paracetamol nur ärztlich geplant und zeitlich versetzt; Standardabstand 4–6 h einhalten.
Grafik zur Ibuprofen-Anwendung in der Schweiz: Vorteile (Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Fiebersenkung) und Risiken (Magen-/Nieren-/Herz-Nebenwirkungen, Überdosierung, Wechselwirkungen).

FAQs

Dr. Britta Massmann

Dr. Britta Massmann

Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin und Rheumatologie (FMH), Schweiz

Dr. med. Britta Massmann ist als Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin und Rheumatologie (FMH) Teil des medizinischen Expertenteams von Canna Viva, der führenden Schweizer Plattform für medizinisches Cannabis. In ihrer Rolle erstellt sie medizinisch geprüfte Inhalte für die Website und begleitet Patientinnen und Patienten digital bei der Therapie mit Medizinalcannabis.

Medizinisch überprüft

Dr. Britta Massmann

Dr. Britta Massmann

Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin und Rheumatologie (FMH), Schweiz

Geprüft: September 8, 2025

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