Veröffentlicht: 22. Oktober 2025|Aktualisiert: 22. Oktober 2025|Medizinisch geprüft von Dr. med. Natalia Eckstein-Halla
Von Dr. med. Jens Westphal

Von Dr. med. Jens Westphal

Praktischer Arzt (FMH), Schweiz

Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Untersuchung oder Beratung. Er dient ausschliesslich der allgemeinen medizinischen Information und wurde nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Tinnitus durch die Halswirbelsäule ist eine häufig unterschätzte, aber bedeutsame Ursache für Ohrgeräusche. Verspannungen, Fehlstellungen und degenerative Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule können durch komplexe neurophysiologische Mechanismen zu persistierenden Ohrgeräuschen führen. Diese Form des somatischen Tinnitus betrifft besonders Menschen mit chronischen Nackenbeschwerden, ungünstigen Arbeitshaltungen oder Stress-bedingten Muskelverspannungen. Eine gezielte Diagnostik und multimodale Therapie können oft zu einer deutlichen Symptomlinderung führen.

Der Zusammenhang zwischen Halswirbelsäule und Tinnitus

Die Verbindung zwischen der Halswirbelsäule und dem Hörsystem ist anatomisch und neurologisch begründet. Wenn Ärzte von einer Tinnitus Ursache Halswirbelsäule sprechen, beziehen sie sich auf einen komplexen Mechanismus, bei dem Störungen im zervikalen Bereich die auditorischen Verarbeitungsprozesse beeinflussen können. Die obere Halswirbelsäule steht über das trigemino-zervikale System in direkter Verbindung mit den Hörverarbeitungszentren im Gehirn.[1]

Besonders relevant ist die Tatsache, dass die ersten drei Halswirbel über Nervenbahnen mit dem Hirnstamm verbunden sind, wo auch die ersten Verarbeitungsschritte für akustische Signale stattfinden. Dysfunktionen in diesem Bereich können daher die normale Hörverarbeitung stören und zu phantom-artigen Ohrgeräuschen führen. Diese neuroplastischen Veränderungen erklären, warum Patienten mit Halswirbelsäulenproblemen häufig über Tinnitus klagen, obwohl ihre Ohren strukturell gesund sind.

Die wissenschaftliche Evidenz für diese Verbindung wird durch Studien gestützt, die zeigen, dass Kieferbewegungen oder Druck auf bestimmte Nackenpunkte bei etwa 80 Prozent der Tinnitus-Patienten eine Veränderung der Ohrgeräusche bewirken können. Dies deutet auf eine direkte somatosensorische Beeinflussung des auditiven Systems hin, die bei der Entstehung verschiedener Tinnitus-Formen eine zentrale Rolle spielt.

Anatomische und physiologische Grundlagen

Das Verständnis der anatomischen Zusammenhänge ist essentiell für die Behandlung von Tinnitus durch Halswirbelsäulenprobleme. Die zervikale Wirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, wobei besonders die oberen Segmente C1 bis C3 für die Entstehung von Tinnitus relevant sind. Diese Bereiche beherbergen wichtige Nervengeflechte, die über das trigemino-zervikale System mit den auditiven Verarbeitungszentren im Hirnstamm kommunizieren.

Die Musculi suboccipitales, eine Gruppe kleiner Muskeln am Übergang zwischen Kopf und Hals, spielen eine besondere Rolle. Diese Muskeln sind reich an propriozeptiven Rezeptoren und stehen in direkter Verbindung mit den vestibulären und auditiven Kernen im Hirnstamm. Verspannungen oder Triggerpunkte in diesen Muskeln können daher nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Tinnitus und Schwindel auslösen.

Degenerative Veränderungen wie Bandscheibenvorfälle oder arthrotische Prozesse können zusätzlich die Durchblutung der vertebrobasilären Arterien beeinträchtigen. Diese Gefässe versorgen unter anderem die Hörschnecke und das Gleichgewichtsorgan mit Blut. Eine verminderte Durchblutung in diesem Bereich kann zu metabolischen Störungen der Haarzellen führen und damit Tinnitus verursachen.

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Häufige Ursachen und Auslöser

Degenerative Veränderungen

Degenerative Erkrankungen der Halswirbelsäule gehören zu den häufigsten strukturellen Ursachen für zervikogenen Tinnitus. Bandscheibendegenerationen im Bereich C2-C7 können durch Höhenminderung und konsekutive Instabilität zu chronischen Entzündungsreaktionen führen. Diese Entzündungen aktivieren Schmerzrezeptoren und können über das trigemino-zervikale System auf die auditiven Bahnen übergreifen.

Spondylose und Facettengelenkarthrose verändern die biomechanischen Eigenschaften der Halswirbelsäule grundlegend. Die dadurch entstehende Hypermobilität in einigen Segmenten bei gleichzeitiger Hypomobilität in anderen führt zu kompensatorischen Muskelverspannungen. Diese chronischen Spannungszustände können Triggerpunkte in der para- und prävertebralen Muskulatur aktivieren, die wiederum Fernwirkungen auf das auditive System haben können.

Besonders problematisch sind zervikale Bandscheibenvorfälle mit Kompression der Nervenwurzeln. Obwohl diese primär radiculäre Symptome verursachen, können sie durch Aktivierung der Stressachse und konsekutive Muskelspannung sekundär zu Stress-bedingtem Tinnitus führen. Die chronische Schmerzbelastung verstärkt zusätzlich die zentrale Sensibilisierung, die auch für die Tinnitus-Entstehung relevant ist.

Muskelverspannungen und Triggerpunkte

Muskuläre Dysfunktionen stellen wahrscheinlich die häufigste Ursache für zervikogenen Tinnitus dar. Chronische Verspannungen der Nackenmuskulatur, insbesondere des M. trapezius, der Mm. scaleni und der tiefen Nackenflexoren, können durch verschiedene Mechanismen Ohrgeräusche auslösen. Diese Muskeln stehen über fasziale Verbindungen und gemeinsame Innervationsmuster in direkter Beziehung zu den kraniofazialen Strukturen.[2]

Triggerpunkte in der subokzipitalen Muskulatur sind besonders relevant, da diese Region über propriozeptive Verbindungen eng mit dem vestibulären System vernetzt ist. Aktive Triggerpunkte können nicht nur lokale Schmerzen verursachen, sondern auch über referred pain patterns Symptome in entfernten Körperregionen auslösen. Bei Triggerpunkten in der subokzipitalen Region können dies Kopfschmerzen, Schwindel und eben auch Tinnitus sein.

Die moderne Arbeitswelt mit ihren langen Bildschirmarbeitszeiten fördert die Entwicklung des sogenannten “Upper Crossed Syndrome”. Dabei kommt es zu einer charakteristischen Dysbalance zwischen verkürzten anterioren Strukturen (M. pectoralis, oberer M. trapezius) und schwachen posterioren Muskeln (tiefe Nackenflexoren, mittlerer M. trapezius). Diese Haltungsproblematik führt zu einer Vorverlagerung des Kopfes und chronischen Überlastung der posterioren zervikalen Strukturen, was die Entstehung von Tinnitus begünstigt.

Traumatische Ursachen

Traumatische Ereignisse wie Schleudertraumen nach Verkehrsunfällen können akut oder verzögert zu Tinnitus führen. Das klassische Whiplash-Syndrom betrifft nicht nur die grossen Bewegungssegmente der Halswirbelsäule, sondern auch die kleinen, aber hochsensiblen kraniozervikalen Übergänge. Mikrotraumata in diesem Bereich können zu chronischen Entzündungsreaktionen und konsekutiver Aktivierung des trigemino-zervikalen Systems führen.

Auch scheinbar harmlose Aktivitäten wie abrupte Kopfbewegungen beim Sport oder ungünstige Schlafpositionen können bei prädisponierten Personen zu akuten zervikogenen Beschwerden mit Tinnitus führen. Die Symptome entwickeln sich oft verzögert über 24-48 Stunden, da die initialen Entzündungsreaktionen Zeit brauchen, um sich zu etablieren.

Schrittweise Selbsteinschätzung bei Verdacht auf HWS-bedingten Tinnitus

  1. Beobachten Sie, ob der Tinnitus bei bestimmten Kopf- oder Nackenbewegungen stärker oder schwächer wird
  2. Prüfen Sie, ob gleichzeitig Nackenschmerzen, Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten
  3. Achten Sie auf Verschlechterung bei Stress oder nach langem Sitzen am Computer
  4. Testen Sie vorsichtig, ob sanfte Nackendehnung die Symptome beeinflusst
  5. Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen für das Arztgespräch

Diagnostische Ansätze

Die Diagnose eines zervikogenen Tinnitus erfordert einen systematischen, multidisziplinären Ansatz. Da die Symptome oft unspezifisch sind und sich mit anderen Tinnitus-Formen überschneiden können, ist eine gründliche Anamnese der erste und wichtigste Schritt. Patienten sollten gezielt nach dem zeitlichen Zusammenhang zwischen Nackenbeschwerden und Tinnitus befragt werden.[3]

Die körperliche Untersuchung umfasst spezielle Tests zur Provokation der Symptome. Der sogenannte “Neck Torsion Test” prüft, ob Kopfdrehungen den Tinnitus beeinflussen. Auch Palpation der zervikalen Muskulatur auf Triggerpunkte und Verspannungen gibt wichtige diagnostische Hinweise. Die Beweglichkeitsprüfung der Halswirbelsäule kann Funktionseinschränkungen aufdecken, die mit der Tinnitus-Entstehung in Zusammenhang stehen.

Bildgebende Verfahren wie MRT oder Röntgen der Halswirbelsäule können strukturelle Veränderungen wie Bandscheibenprotrusionen oder degenerative Prozesse darstellen. Allerdings korrelieren bildmorphologische Befunde nicht immer mit der Symptomatik. Funktionsdiagnostische Verfahren wie die manuelle Segmentuntersuchung können daher wertvolle Zusatzinformationen liefern.

Eine wichtige Differentialdiagnose stellt die temporomandibuläre Dysfunktion dar, die ähnliche Symptome verursachen kann. Die enge anatomische und funktionelle Verbindung zwischen Kiefergelenk und Halswirbelsäule macht oft eine kombinierte Betrachtung beider Systeme notwendig. Kopfschmerzen durch Nackenverspannungen treten häufig begleitend auf und können diagnostische Hinweise liefern.

Therapeutische Ansätze

Manuelle Therapie und Chiropraktik

Die manuelle Therapie stellt einen Grundpfeiler in der Behandlung zervikogenen Tinnitus dar. Durch gezielte Mobilisationstechniken können Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule behandelt und die normale Biomechanik wiederhergestellt werden. Besonders effektiv sind sanfte Traktionstechniken, die den Druck auf komprimierte Nervenwurzeln reduzieren können.[4]

Chiropraktische Behandlungen zeigen bei sorgfältig ausgewählten Patienten gute Erfolge. Hochfrequente, niederamplitudige Impulstechniken (HVLA) können bei funktionellen Blockaden der oberen Halswirbelsäule die normale Gelenkfunktion wiederherstellen. Wichtig ist dabei die präzise Diagnostik, um zwischen strukturellen und funktionellen Problemen zu unterscheiden.

Weichteiltechniken wie die kraniosakrale Therapie oder myofasziale Release-Techniken können chronische Spannungsmuster auflösen. Diese Ansätze berücksichtigen die funktionellen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Gewebestrukturen und zielen auf eine Normalisierung der Spannungsverteilung im kraniozervikalen System ab.

Die Osteopathie betrachtet den Körper als funktionelle Einheit und sucht nach den Ursachen der Dysfunktion, nicht nur nach den Symptomen. Osteopathische Behandlungen können besonders bei komplexen Fällen mit mehreren beteiligten Körperregionen erfolgreich sein. Die Integration viszeraler und kranialer Techniken ermöglicht einen ganzheitlichen Therapieansatz.

Physiotherapie und Bewegungstherapie

Ein strukturiertes physiotherapeutisches Programm ist essentiell für den langfristigen Therapieerfolg. Die Behandlung beginnt meist mit passiven Massnahmen zur Schmerzreduktion und Muskelentspannung, geht aber schnell zu aktiven Übungen über. Besonders wichtig ist die Kräftigung der tiefen Nackenflexoren, die für die Stabilität der oberen Halswirbelsäule verantwortlich sind.

Spezielle Übungen für die zervikale Stabilisation können das Risiko für Rezidive deutlich reduzieren. Das Training der propriozeptiven Fähigkeiten durch Gleichgewichts- und Koordinationsübungen verbessert die neuromuskuläre Kontrolle und kann dabei helfen, dysfunktionelle Bewegungsmuster zu korrigieren.

Dehnungsübungen für die verkürzte anteriore Muskulatur (M. pectoralis, M. sternocleidomastoideus) sind ebenso wichtig wie die Kräftigung der schwachen posterioren Strukturen. Ein ausgewogenes Programm sollte sowohl die lokale Stabilität als auch die globale Haltung berücksichtigen.

Moderne Therapiekonzepte integrieren auch neurodynamische Techniken, die auf die Mobilisation des Nervensystems abzielen. Diese können besonders bei Patienten mit neuropathischen Komponenten hilfreich sein und die Regeneration kompromittierter Nervenfunktionen unterstützen.

Trigger-Punkt-Therapie

Die gezielte Behandlung von Triggerpunkten kann bei vielen Patienten zu einer dramatischen Symptomverbesserung führen. Verschiedene Techniken stehen zur Verfügung, von der manuellen Kompression über Dry Needling bis hin zu Injektionstechniken mit Lokalanästhetika.

Die Spray-and-Stretch-Technik kombiniert die Anwendung von Kältespray mit passiver Dehnung der betroffenen Muskulatur. Diese Methode kann akute Triggerpunkte effektiv deaktivieren und ist auch für die Selbstbehandlung geeignet. Wichtig ist die anschliessende Korrektur der prädisponierenden Faktoren, um Rezidive zu vermeiden.

Moderne Ansätze wie die instrumentenunterstützte Weichteiltechnik (IASTM) oder die Stosswellentherapie können bei chronischen, therapieresistenten Triggerpunkten zum Einsatz kommen. Diese Verfahren können die Geweberegeneration stimulieren und chronische Entzündungsreaktionen durchbrechen.

ℹ️Sicherheitshinweise bei der Selbstbehandlung:

Beginnen Sie alle Übungen langsam und vorsichtig. Verstärken sich die Symptome oder treten zusätzliche neurologische Ausfälle wie Taubheitsgefühle oder Kraftverlust auf, brechen Sie die Übungen ab und konsultieren Sie einen Arzt. Niemals ruckartige oder forcierte Bewegungen durchführen, da dies zu Verletzungen führen kann.
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Präventive Massnahmen und Lebensstilmodifikation

Ergonomische Optimierung

Die Prävention zervikogenen Tinnitus beginnt mit der Optimierung der Arbeitsplatzergonomie. Der Bildschirm sollte so positioniert sein, dass der Blick leicht nach unten gerichtet ist und der Nacken in einer neutralen Position verbleibt. Eine externe Tastatur und Maus bei Laptop-Nutzung kann die Nackenhaltung deutlich verbessern.[5]

Die Stuhleinstellung spielt eine zentrale Rolle für die Gesamthaltung. Eine gute Lordosenstütze im Lendenbereich unterstützt die natürliche Krümmung der Wirbelsäule und reduziert kompensatorische Spannungen in der Halswirbelsäule. Armstützen sollten so eingestellt sein, dass die Schultern entspannt bleiben können.

Regelmässige Pausen mit Haltungswechsel sind essentiell. Alle 30-60 Minuten sollte eine kurze Pause mit Mobilisationsübungen eingelegt werden. Einfache Übungen wie Schulterkreisen, sanfte Kopfdrehungen oder kurze Spaziergänge können bereits prophylaktisch wirken.

Stressmanagement

Chronischer Stress ist einer der wichtigsten Cofaktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Muskelverspannungen. Effektive Stressbewältigungsstrategien sind daher integraler Bestandteil der Tinnitus-Therapie. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson kann gezielt die Nackenmuskulatur entspannen und das Körperbewusstsein verbessern.

Achtsamkeitsbasierte Verfahren wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) haben sich als besonders effektiv bei chronischen Schmerzzuständen und Tinnitus erwiesen. Diese Techniken können nicht nur akute Symptome lindern, sondern auch langfristig die Stressresilienz verbessern.

Regelmässige körperliche Aktivität ist sowohl für die physische als auch die psychische Gesundheit von zentraler Bedeutung. Ausdauersport kann die Stresshormonspiegel senken und gleichzeitig die Durchblutung der zervikalen Strukturen verbessern. Schwimmen ist besonders geeignet, da es den Nacken entlastet und die Koordination fördert.

Schlafhygiene und Positionierung

Die nächtliche Kopf- und Nackenhaltung hat enormen Einfluss auf die zervikale Gesundheit. Ein ergonomisches Nackenstützkissen kann die natürliche Krümmung der Halswirbelsäule unterstützen und nächtliche Verspannungen verhindern. Die Kissenhöhe sollte individuell angepasst werden und von der bevorzugten Schlafposition abhängig gemacht werden.

Seitenschläfer benötigen meist ein höheres Kissen als Rückenschläfer, um die Halswirbelsäule in neutraler Position zu halten. Die Bauchlage sollte vermieden werden, da sie eine extreme Kopfdrehung erfordert und die zervikalen Strukturen überlastet.

Die Matratzenqualität spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine zu weiche Matratze kann zu ungünstigen Haltungen führen, während eine zu harte Matratze Druckpunkte verursachen kann. Die optimale Matratze unterstützt die natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule und ermöglicht eine entspannte Haltung während des Schlafs.

Innovative Therapieansätze

Neurostimulationsverfahren

Moderne neurostimulative Verfahren eröffnen neue Möglichkeiten in der Tinnitus-Therapie. Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) kann bei zervikogenen Formen besonders effektiv sein, da sie direkt auf die beteiligten Nervenbahnen einwirkt. Niederfrequente Stimulation kann die Muskelspannung reduzieren, während hochfrequente Programme analgetische Effekte haben.[6]

Die perkutane Neuromodulation (PNM) stellt eine weiterentwickelte Form der Stimulationstherapie dar. Dünne Nadelelektroden werden gezielt in die betroffenen Muskelregionen eingebracht und können über mehrere Tage kontinuierlich stimulieren. Diese Technik kann besonders bei therapieresistenten Fällen breakthrough-Effekte erzielen.

Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) zielt direkt auf die kortikalen Verarbeitungszentren ab und kann neuroplastische Veränderungen induzieren. Bei zervikogenen Formen wird oft eine Kombination aus kortikaler Stimulation und peripherer Behandlung der HWS angewandt.

Integrative Medizin

Akupunktur hat sich als effektive Ergänzung zur konventionellen Therapie etabliert. Spezielle Punktkombinationen können sowohl lokale Muskelverspannungen lösen als auch systemisch entspannend wirken. Die Elektroakupunktur kann die Wirkung noch verstärken und längerdauernde Effekte erzielen.

Phytotherapeutische Ansätze können unterstützend eingesetzt werden. Ginkgo biloba kann die zerebrale Durchblutung verbessern, während pflanzliche Muskelrelaxantien wie Passifloraderívate die Muskelspannung reduzieren können. Wichtig ist die Beratung über mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten.

Aromatherapie und ätherische Öle können sowohl lokal entspannend als auch systemisch stressreduzierend wirken. Lavendel-, Rosmarin- oder Pfefferminzöl können in verdünnter Form für Nackenmassagen verwendet werden und haben zusätzliche psychologische Entspannungseffekte.

Warnzeichen für ernste Erkrankungen

Suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe auf, wenn folgende Symptome auftreten

  • Plötzlich auftretender, sehr starker Nackenschmerz mit Tinnitus
  • Neurologische Ausfälle wie Taubheit, Kribbeln oder Kraftverlust in den Armen
  • Begleitende Symptome wie Fieber, Übelkeit oder Sehstörungen
  • Verschlechterung trotz angemessener Therapie über mehrere Wochen
  • Unfallbedingter Tinnitus nach Schleudertrauma oder Kopfverletzung

Langzeitprognose und Nachsorge

Die Prognose bei zervikogenem Tinnitus ist grundsätzlich günstiger als bei anderen Tinnitus-Formen, da die Ursache oft behandelbar ist. Studien zeigen, dass bis zu 70 Prozent der Patienten eine deutliche Symptomverbesserung erfahren können, wenn die Therapie frühzeitig und konsequent durchgeführt wird. Entscheidend ist dabei die Kombination verschiedener Therapieansätze.[7]

Die Chronifizierungstendenzen sind bei prompt behandelten Fällen gering. Wenn jedoch über Monate keine adäquate Therapie erfolgt, können sich zentrale Sensibilisierungsprozesse etablieren, die die Behandlung deutlich erschweren. Daher ist eine frühzeitige, aggressive Therapie oft der Schlüssel zum Erfolg.

Regelmässige Nachkontrollen sind wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Viele Patienten profitieren von einem strukturierten Heimübungsprogramm, das langfristig durchgeführt wird. Die Compliance bei diesen Übungen korreliert stark mit dem langfristigen Therapieerfolg.

Präventive Massnahmen wie die Optimierung der Arbeitsplatzergonomie und regelmässige physiotherapeutische “Tuning-Sessions” können Rezidive verhindern. Ein aktiver Lebensstil mit ausreichender Bewegung und effektivem Stressmanagement bildet das Fundament für eine langfristige Symptomkontrolle.

Wie wir Ihnen helfen können

Bei Cannaviva verstehen wir die komplexen Zusammenhänge zwischen verschiedenen körperlichen Symptomen und bieten Ihnen eine ganzheitliche Betrachtung Ihrer Beschwerden. Unsere erfahrenen Ärztinnen und Ärzte können gemeinsam mit Ihnen evaluieren, ob ergänzende Therapieansätze für Ihre spezifische Situation geeignet sind.

Wenn Sie unter Tinnitus leiden, der möglicherweise mit Ihrer Halswirbelsäule in Zusammenhang steht, kann eine umfassende Tinnitus-Behandlung verschiedene innovative Ansätze umfassen. Unser interdisziplinäres Team arbeitet eng zusammen, um Ihnen die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Für eine individuelle Beratung und Einschätzung Ihrer Situation können Sie sich gerne an unsere Tinnitus-Spezialisten wenden. Wir nehmen uns die Zeit, Ihre Beschwerden genau zu analysieren und gemeinsam mit Ihnen einen auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Behandlungsplan zu entwickeln.

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Fazit

Tinnitus durch Halswirbelsäulenprobleme ist eine häufige und oft behandelbare Ursache für Ohrgeräusche. Die komplexen anatomischen und physiologischen Verbindungen zwischen der zervikalen Region und dem auditiven System erklären, warum Dysfunktionen in diesem Bereich zu persistierenden Hörsymptomen führen können. Eine frühzeitige, multimodale Therapie bietet die besten Aussichten auf Symptomlinderung und kann vielen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebensqualität verhelfen. Die Kombination aus manueller Therapie, gezielten Übungen, Lebensstilmodifikation und modernen Behandlungsverfahren ermöglicht einen individuellen, auf jeden Patienten zugeschnittenen Therapieansatz.

FAQs

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla ist als Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH) Teil des medizinischen Expertenteams von Canna Viva, der führenden Schweizer Plattform für medizinisches Cannabis. In ihrer Rolle erstellt sie medizinisch geprüfte Inhalte für die Website und begleitet Patientinnen und Patienten digital bei der Therapie mit Medizinalcannabis.

Medizinisch überprüft

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Geprüft: October 22, 2025

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