Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) betreffen in der Schweiz schätzungsweise 1 % der Bevölkerung. Die Symptome reichen von sozialen Interaktionsproblemen bis zu repetitiven Verhaltensmustern. Trotz vielfältiger Therapieformen bleibt die Behandlung herausfordernd. In den letzten Jahren ist das Interesse an medizinischem Cannabis als potenzielle Therapieergänzung gestiegen – insbesondere bei Autist:innen, die unter Reizüberflutung, Angstzuständen oder Schlafproblemen leiden.
ASS umfasst verschiedene Ausprägungen, unter anderem das sogenannte Asperger-Syndrom. Zu den typischen Merkmalen zählen:
Soziale Interaktionsschwierigkeiten
Eingeschränkte Kommunikation (verbal und nonverbal)
Stereotype oder repetitive Verhaltensweisen
Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Sinneseindrücken
Ein Teil der Betroffenen leidet zusätzlich an Begleiterkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Epilepsie oder ADHS – bei denen Cannabis bereits teilweise therapeutisch Anwendung findet.
Aktuell sind Verhaltenstherapien, Ergotherapie, soziale Kompetenztrainings und teilweise medikamentöse Behandlungen Standard. Doch viele dieser Optionen stossen bei manchen Patient:innen an ihre Grenzen. Die Suche nach alternativen oder ergänzenden Behandlungsmethoden wie medizinischem Cannabis ist daher nachvollziehbar.
Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Schlaf, Appetit und sensorischer Wahrnehmung – alles Prozesse, die bei ASS oft beeinträchtigt sind. Studien deuten darauf hin, dass eine Dysregulation des ECS bei Autismus vorliegen könnte.
CBD (Cannabidiol): beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend, ohne psychoaktive Wirkung
THC (Tetrahydrocannabinol): stimmungsaufhellend, beruhigend, kann jedoch psychoaktive Effekte haben
Insbesondere CBD wird bei ASS zunehmend untersucht – es zeigt Potenzial zur Reduktion von Reizüberflutung, Aggression und Angstzuständen.
Auch wenn große Studien fehlen, berichten Eltern, Patient:innen und Therapeut:innen in der Schweiz zunehmend von positiven Einzelerfahrungen. Diese reichen von besserem Schlaf bis zu erhöhter sozialer Offenheit im Alltag.
Eine israelische Studie (Aran et al., 2019) mit 150 Kindern mit Autismus zeigte, dass eine Kombination aus CBD und THC (im Verhältnis 20:1) zu einer signifikanten Verbesserung von Angst, Hyperaktivität und Schlafproblemen führte.
Weitere Studien aus den USA deuten auf positive Effekte von CBD-Extrakten bei Reizbarkeit und Unruhe hin. Auch in Kanada wird Cannabis bei ASS vermehrt off-label eingesetzt, besonders bei Jugendlichen.
Auch in der Schweiz berichten Ärzt:innen von positiven Erfahrungen – etwa bei Patienten mit starker Reizempfindlichkeit oder Schlafstörungen. Jedoch fehlen hierzulande systematische Studien.
Keine Zulassung von Cannabispräparaten speziell für ASS
Geringe Fallzahlen
Heterogene Studiendesigns
Mangel an Langzeitdaten
Trotzdem: Der Trend zu mehr Forschung ist klar sichtbar.
In der Schweiz ist medizinisches Cannabis seit August 2022 auf ärztliche Verschreibung erlaubt – allerdings nur in klar definierten Fällen. Eine Behandlung bei Autismus ist off-label möglich, wenn:
Standardtherapien nicht ausreichend wirken
Eine ärztliche Begleitung erfolgt
Eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung dokumentiert wird
Cannabisblüten und Öle mit hohem CBD-Gehalt kommen am häufigsten zum Einsatz. Produkte mit THC dürfen nur über eine ärztliche Verordnung in spezialisierten Apotheken abgegeben werden.
Fachärzt:innen für Psychiatrie, Neurologie oder Pädiatrie spielen eine wichtige Rolle bei der Indikationsstellung und Verlaufskontrolle. Auch interdisziplinäre Teams sind zunehmend gefragt.
Eltern und erwachsene Autist:innen berichten vor allem über folgende Vorteile:
Weniger Reizüberflutung
Verbesserter Schlaf
Mehr emotionale Stabilität
Reduzierte Aggressionen oder Selbstverletzungen
Gleichzeitig wird betont, dass Cannabis keine Wunderlösung ist – sondern eher als Baustein im Rahmen eines individuellen Therapieplans gesehen werden sollte.
Ein erwachsener Patient mit Asperger-Diagnose und massiven Schlafproblemen erhielt eine ärztlich verordnete Therapie mit mild dosierten Cannabisblüten. Bereits nach wenigen Wochen besserten sich Schlafdauer und Tagesmüdigkeit spürbar. Auch die Familie berichtete von einem entspannteren sozialen Klima zu Hause.
Wenn Du Dich über Autismus bei Erwachsenen informiert hast und unsicher bist, welche Behandlungsoption am besten zu Dir passt, ist es wichtig, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Autismus kann sich auf verschiedene Weise im Erwachsenenalter äussern und erfordert eine maßgeschneiderte Therapie.
Wie jede Therapie bringt auch Cannabis mögliche Risiken mit sich:
THC: kann zu Angstzuständen oder Verwirrtheit führen, besonders bei Jugendlichen
CBD: gut verträglich, kann aber Müdigkeit oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen
Langzeiteffekte: sind insbesondere bei jungen Patienten noch unzureichend erforscht
Die Therapie sollte daher immer individuell und engmaschig ärztlich begleitet werden.
Cannabis bei Autismus ist in der Schweiz kein Standardverfahren, zeigt aber in Einzelfällen Potenzial. Besonders CBD scheint für Menschen mit ASS vielversprechend – sei es zur Beruhigung, Verbesserung der Schlafqualität oder Reduktion von Angstzuständen. Die rechtliche Situation erlaubt individuelle Therapieversuche – vorausgesetzt, eine ärztliche Verordnung und gute Dokumentation liegen vor.
Wirkt Cannabis gegen die Kernsymptome von Autismus?
Nicht direkt – es kann aber Begleitsymptome wie Angst oder Reizüberflutung lindern.
Ist die Therapie in der Schweiz erlaubt?
Ja, mit ärztlicher Verordnung im Rahmen einer individuellen Therapieentscheidung.
Welche Form wird empfohlen?
Häufig kommen Öle mit hohem CBD-Anteil oder mild dosierte Blüten zum Einsatz.
Wird die Therapie von der Krankenkasse bezahlt?
Nur in Ausnahmefällen, nach individueller Prüfung und mit Kostengutsprache.
Ab welchem Alter kann Cannabis eingesetzt werden?
Grundsätzlich ist der Einsatz bei Kindern und Jugendlichen nur mit besonderer Vorsicht und spezialärztlicher Begleitung zulässig.
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