
Überblick
Hüftschmerzen sind ein häufiges Symptom mit unterschiedlichen Ursachen: von muskulären Verspannungen und Schleimbeutelentzündungen über Sehnenprobleme bis zu degenerativen Veränderungen wie Hüftarthrose. Eine Mehrzahl der nicht-operativen Behandlungsstrategien setzt auf gezielte Übungsprogramme, Bewegungsberatung und schrittweise Kräftigung – Physiotherapie-geführte Programme zeigen dabei eine Verbesserung von Schmerz und Funktion in betroffenen Patientengruppen1.
Das Ziel dieses Artikels ist, Laien verständlich: Ursachen zu erklären, typische Symptome zu beschreiben, praxistaugliche Übungen mit Dosierung und Progression vorzustellen sowie konservative und invasive Therapien zu vergleichen. Bei Unsicherheit: frühzeitig Fachpersonen konsultieren.
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Ursachen und typische Symptome
Häufige Ursachen
- Muskelverspannungen und Triggerpunkte (z. B. in Gesäss- oder Hüftbeugermuskulatur)
- Bursitis trochanterica (Schleimbeutelentzündung über dem Grossen Rollhügel)
- Tendinopathien der Hüftmuskulatur (z. B. Gluteus medius)
- Hüftarthrose (Gelenkverschleiss), häufig bei älteren Personen
- Impingement oder Labrumläsionen bei jüngeren, aktiven Menschen
- Überlastungs- oder Fehlbelastungsmuster durch Beinachsen- oder Rumpfschwäche
Die Anamnese (Zeitpunkt, Belastungsabhängigkeit, Ausstrahlung) und eine klinische Untersuchung helfen, die wahrscheinlichste Ursache einzugrenzen. Bei Entzündungen oder arthrotischen Schmerzen können auch schmerzlindernde Medikamente vorübergehend eingesetzt werden; nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen sind hier häufig diskutiert – Anwendung und Risiken sollten mit Fachpersonen besprochen werden.
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Wie machen sich verschiedene Probleme bemerkbar?
- Schleimbeutelentzündung: seitlich lokaliserter Schmerz am grossen Rollhügel, Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite und beim Treppensteigen.
- Tendinopathie: belastungsabhängiger Schmerz, oft mit lokaler Druckschmerzhaftigkeit.
- Arthrose: belastungs-abhängiger Anlaufschmerz, zunehmende Bewegungseinschränkung, oft älterer Patientenkreis.
- Weichteil- und muskuläre Probleme: Schmerzen bei bestimmten Bewegungen, im Sitzen oder beim Aufstehen.
Praktische Übungen: Mobilisation, Dehnung, Kräftigung
Ein strukturiertes Trainingsprogramm sollte mobilisierende, dehnende und kräftigende Elemente kombinieren. Übungen sind so zu dosieren, dass Schmerzen zwar tolerierbar bleiben, aber keine deutliche Verschlechterung nach Belastung auftritt. Bei akuten, starken Schmerzen nicht intensivieren-erst abklären lassen.
Alltagsprogramm Hüfte (4 Schritte)
- Aufwärmen: 5–10 Minuten leichtes Cardio (z. B. Gehen oder stationäres Velo) zur Durchblutung.
- Mobilisation: Hüftkreisen im Stand 2x10 pro Seite; sanfte Beckenneigung im Liegen 2x10; jeweils kontrolliert.
- Kräftigung: Brücken (Beckenheben) 3 Sätze x 8–12 Wdh.; Seitliches Hüftheben (Clams/Seitstütz-Variationen) 3x8–12 Wdh.
- Dehnung & Cool-down: Quadriceps- und Hüftbeuger-Dehnung 2x30–45 s pro Seite; Foam-rolling oder leichte Selbstmassage 2–3 Minuten.
Beschreibung ausgewählter Übungen:
1. Beckenheben (Glute Bridge)
Ausgangslage: Rückenlage, Knie angewinkelt, Füsse hüftbreit. Bewegung: Becken langsam anheben, bis der Körper von Knien zu Schultern eine gerade Linie bildet; 1–2 Sekunden halten, langsam absenken. Dosierung: 3 Sätze x 8–12 Wiederholungen, 2–3x/Woche. Progression: einbeinige Brücke oder Zusatzgewicht auf dem Becken. Abbruch: stechende Schmerzen im Hüftgelenk oder neurologische Symptome.
2. Seitliches Hüftheben (Abduktoren)
Ausgangslage: Seitlage, Beine gestreckt. Bewegung: Oberes Bein langsam anheben (15–20°), halten, kontrolliert absenken. Alternativ: seitliche Beinheber im 4-Punkt-Stand oder Theraband-Übungen. Dosierung: 3×10–15 Wdh., 2–3x/Woche. Progression: Zusatzgewicht am Knöchel oder langsame exzentrische Betonung.
3. Hüftbeuger-Dehnung (Kniend)
Ausgangslage: Ein Bein kniend, anderes vorn in 90°-Stellung. Bewegung: Becken leicht nach vorne kippen, bis Dehnung vorne in der Hüfte spürbar. Dauer: 2×30–45 Sekunden pro Seite. Dosierung: täglich oder nach Belastung. Vorsicht bei vorgeschädigtem Knie.
Wichtige Hinweise zur Progression: Erhöhe zuerst die Wiederholungszahl, dann Sätze, erst zuletzt Widerstände. Dokumentiere Schmerzen nach Training: wenn Schmerzen nachts zunehmen oder Verhalten/Alltag verschlechtert wird, reduziere Belastung und konsultiere Fachpersonen.
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Therapieoptionen: konservativ bis operativ
Die erste Therapielinie ist meist konservativ: physiotherapeutisch geführte Übungsprogramme, Verhaltens- und Belastungsberatung, manuelle Therapie, gelegentlich Injektionen und medikamentöse Schmerztherapie. Die Evidenz spricht für einen Nutzen physiotherapeutisch geleiteter Übungen und edukativer Elemente zur Verbesserung von Schmerz und Funktion1.
ℹ️Safety Tip:
Konservative Optionen im Überblick:
- Physiotherapie mit gezielten Übungsprogrammen und Bewegungstraining
- Analgetika: Paracetamol oder NSAR zur kurzfristigen Schmerzkontrolle
- Injektionen: Kortikosteroid-Injektionen bei lokalen Entzündungen/Schleimbeutelentzündungen; Hyaluronsäure bei Arthrose in einigen Fällen
- Multimodale Schmerztherapie: Ergänzend psychologische und ergonomische Massnahmen bei chronischen Beschwerden
- Operative Verfahren: Arthroskopie bei strukturellen Läsionen (z. B. Impingement, Labrumriss) oder Endoprothese bei fortgeschrittener Arthrose
Die Wahl richtet sich nach Diagnose, Beschwerden, Funktionseinschränkung und Patientenzielen. Entscheidungen zu invasiven Therapien sollten auf einer gründlichen Abklärung und, wenn möglich, auf einer multidisziplinären Diskussion beruhen.
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Sicherheit & Kontraindikationen
Vor Beginn eines Übungsprogramms sollten akute Rotsflags ausgeschlossen werden: ungewollter Gewichtsverlust, Fieber, neurologische Ausfälle (z. B. Muskelschwäche, Sensibilitätsverlust), starke nächtliche Schmerzen oder akute Traumata. Bei Vorliegen solcher Zeichen ist eine rasche ärztliche Abklärung angezeigt.
Important Warning
Wichtige Sicherheitshinweise bei Hüftschmerzen
- Bei plötzlichen, starken Schmerzen mit Unfähigkeit zu stehen oder zu gehen: Notfallabklärung.
- Neurologische Ausfälle (Taubheit, Lähmungszeichen): sofort ärztlich abklären.
- Bei bekannten Herz- oder Magenproblemen vor NSAR-Einsatz Rücksprache mit Ärztin/Arzt halten.
- Bei angezeigten OP-Indikationen: Nutzen und Risiken im interdisziplinären Setting besprechen.
- Langsame, schmerzbegrenzte Progression der Übungen; bei Verschlechterung stoppen und prüfen.
Medikamentöse Kontraindikationen und Interaktionen sind individuell verschieden – etwa bei Niereninsuffizienz oder gleichzeitiger Einnahme blutverdünnender Mittel. Besprechen Sie Medikationsfragen mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder Fachperson.
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