Veröffentlicht: 20. Oktober 2025|Aktualisiert: 20. Oktober 2025|Medizinisch geprüft von Dr. med. Natalia Eckstein-Halla
Von Dr. med. Jens Westphal

Von Dr. med. Jens Westphal

Praktischer Arzt (FMH), Schweiz

Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Untersuchung oder Beratung. Er dient ausschliesslich der allgemeinen medizinischen Information und wurde nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Burnout in der Arbeitswelt ist ein wachsendes Gesundheitsproblem, das durch chronische Arbeitsbelastung und anhaltenden Stress entsteht. Bestimmte Berufsgruppen wie Führungskräfte, Gesundheitspersonal und Pädagogen sind besonders gefährdet. Dieser Artikel erklärt die Hauptursachen von arbeitsbedingtem Burnout, identifiziert Risikofaktoren und bietet evidenzbasierte Präventionsstrategien für Betroffene in der Schweiz.

Was ist Burnout in der Arbeitswelt?

Burnout beschreibt einen Zustand körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung, der durch anhaltende berufliche Belastung entsteht. Anders als normaler Stress, der vorübergehend ist, entwickelt sich Burnout schleichend über Monate oder Jahre. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Burnout seit 2019 als berufsbezogenes Phänomen, das durch drei Hauptmerkmale gekennzeichnet ist: Energieverlust oder Erschöpfung, zunehmende mentale Distanz zur Arbeit und reduzierte berufliche Wirksamkeit.[1]

In der Schweiz sind schätzungsweise 25% der Erwerbstätigen von chronischem Stress betroffen, wobei etwa 5-7% bereits Burnout-Symptome zeigen. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch stressbedingte Arbeitsausfälle belaufen sich auf mehrere Milliarden Franken jährlich. Stress am Arbeitsplatz entwickelt sich oft schleichend und kann unbehandelt zu einem vollständigen Burnout führen.

Die Abgrenzung zwischen normalem Arbeitsstress und Burnout liegt in der Intensität, Dauer und den Auswirkungen auf die Lebensqualität. Während gelegentlicher Stress sogar motivierend wirken kann, führt chronischer Stress zu einer dauerhaften Überaktivierung des Nervensystems, was letztendlich in der charakteristischen Erschöpfung des Burnout-Syndroms mündet.

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Berufsgruppen mit erhöhtem Burnout-Risiko

Forschungsdaten zeigen deutlich, dass bestimmte Berufsgruppen ein statistisch höheres Risiko für Burnout aufweisen.[2] Diese Unterschiede lassen sich auf spezifische Arbeitsbedingungen, emotionale Anforderungen und strukturelle Faktoren zurückführen.

Führungskräfte und Management

Führungspositionen bergen ein besonders hohes Burnout-Risiko durch die Kombination aus hoher Verantwortung, Entscheidungsdruck und oft unklaren Grenzen zwischen Arbeits- und Privatzeit. Studien zeigen, dass 40% der Führungskräfte regelmässig über die empfohlenen Arbeitszeiten hinaus tätig sind. Die ständige Erreichbarkeit durch digitale Kommunikationsmittel verstärkt dieses Problem zusätzlich.

Besonders belastend wirkt die Verantwortung für Mitarbeiter und Unternehmensergebnisse. Viele Führungskräfte entwickeln einen perfektionistischen Arbeitsstil, der wenig Raum für Fehler oder Schwächen lässt. Diese selbst auferlegten hohen Standards können zu einem chronischen Gefühl der Unzulänglichkeit führen, selbst bei objektiv guten Leistungen.

Gesundheits- und Pflegeberufe

Ärzte, Pflegefachpersonen und andere Gesundheitsberufe weisen überdurchschnittlich hohe Burnout-Raten auf. Eine Schweizer Studie aus 2023 fand bei 28% der Pflegefachkräfte moderate bis schwere Burnout-Symptome. Die Belastung entsteht durch die Kombination aus hoher emotionaler Verantwortung, Schichtarbeit, Personalmangel und der ständigen Konfrontation mit menschlichem Leid.

Besonders problematisch ist die sogenannte “Helferfalle” – die Tendenz, eigene Bedürfnisse zugunsten der Patienten zu vernachlässigen. Diese altruistische Haltung, obwohl beruflich erwünscht, kann langfristig zu emotionaler Erschöpfung führen. Chronischer Stress in diesen Berufen wird oft durch unregelmässige Arbeitszeiten und die hohe physische Belastung verstärkt.

Pädagogische Berufe

Lehrer und andere Pädagogen sind ebenfalls stark burnout-gefährdet. Die Belastung entsteht durch die Mehrfachrolle als Wissensvermittler, Erzieher und oft auch Sozialarbeiter. Studien zeigen, dass etwa 30% der Lehrpersonen in der Schweiz unter chronischem Stress leiden, wobei besonders die ersten Berufsjahre und die Zeit vor der Pensionierung kritisch sind.

Zusätzlich zu den pädagogischen Aufgaben kommen administrative Tätigkeiten, Elternarbeit und die Herausforderung, mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen und Verhaltensproblemen umzugehen. Der oft fehlende gesellschaftliche Respekt und die begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten verstärken die Frustration zusätzlich.

Hauptursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Burnout ist multifaktoriell und entsteht durch das Zusammenwirken verschiedener Belastungsfaktoren.[3] Wissenschaftliche Untersuchungen haben mehrere Schlüsselfaktoren identifiziert, die das Risiko signifikant erhöhen.

Arbeitsorganisatorische Faktoren

Untersuchungen zeigen, dass mangelnde Kontrolle über die eigene Arbeit einer der stärksten Prädiktoren für Burnout ist. Wenn Beschäftigte wenig Einfluss auf ihre Arbeitsabläufe, Prioritäten oder Methoden haben, steigt das Erschöpfungsrisiko drastisch an. Gleichzeitig verstärkt ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und verfügbaren Ressourcen die Belastung.

Zeitdruck und unrealistische Deadlines führen zu einer chronischen Aktivierung des Stresssystems. Besonders problematisch wird es, wenn gleichzeitig mehrere Projekte oder Aufgaben mit hoher Priorität bearbeitet werden müssen, ohne dass klare Priorisierungen möglich sind.

Soziale und emotionale Belastungen

Zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte und ein schlechtes Arbeitsklima verstärken das Burnout-Risiko erheblich. Besonders belastend wirken Situationen, in denen emotionale Arbeit geleistet werden muss – etwa im Kundenkontakt oder bei der Betreuung von Menschen in schwierigen Situationen.

Die sogenannte emotionale Dissonanz entsteht, wenn beruflich erwartete Emotionen nicht mit den tatsächlich empfundenen Gefühlen übereinstimmen. Diese ständige “emotionale Schauspielerei” kann zu einer Entfremdung von den eigenen Gefühlen und letztendlich zu emotionaler Erschöpfung führen.

Früherkennung von Burnout-Risikofaktoren

  1. Regelmässige Selbstreflexion über Arbeitsbelastung und Zufriedenheit
  2. Beobachtung körperlicher Warnsignale wie Schlafstörungen oder häufige Infekte
  3. Analyse der Work-Life-Balance und Erholungszeiten
  4. Bewertung der sozialen Unterstützung im beruflichen und privaten Umfeld
  5. Professionelle Beratung bei ersten Anzeichen chronischer Erschöpfung

Individuelle Faktoren

Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können das Burnout-Risiko erhöhen. Perfektionismus, übermässiges Verantwortungsgefühl und die Schwierigkeit, “Nein” zu sagen, sind häufige Charakteristika von Burnout-Betroffenen. Diese Eigenschaften werden oft als Stärken wahrgenommen, können aber in einem belastenden Arbeitsumfeld zur Überforderung führen.

Auch die individuelle Stressverarbeitung spielt eine wichtige Rolle. Menschen, die Stress vorwiegend problemorientiert bewältigen und über gute soziale Netzwerke verfügen, zeigen eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Burnout.

Warnsignale und Symptome erkennen

Burnout entwickelt sich schleichend und wird oft erst spät erkannt.[4] Die Symptome können körperlicher, emotionaler oder verhaltensbezogener Natur sein und verstärken sich typischerweise über Zeit. Früherkennung ist entscheidend für erfolgreiche Prävention und Behandlung.

Zu den häufigsten frühen Warnsignalen gehören anhaltende Müdigkeit, die auch nach Ruhephasen nicht verschwindet, sowie zunehmende Reizbarkeit und emotionale Instabilität. Betroffene berichten oft von Konzentrationsschwierigkeiten und dem Gefühl, “wie im Nebel” zu funktionieren. Stress-Symptome können sich dabei auf verschiedenen Ebenen manifestieren.

Körperliche Symptome umfassen häufige Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. Diese entstehen durch die chronische Überaktivierung des Stresssystems und die damit verbundene Schwächung des Immunsystems.

Auf emotionaler Ebene zeigen sich zunehmende Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Zynismus gegenüber der Arbeit und ein Verlust der Freude an Tätigkeiten, die früher Erfüllung brachten. Viele Betroffene entwickeln eine emotionale Distanz zu Kollegen, Kunden oder Patienten als Schutzmechanismus. Eine detaillierte Übersicht bietet unser Artikel zu Burnout-Symptomen.

ℹ️Wichtige Warnsignale ernst nehmen:

Bei anhaltender Erschöpfung über mehrere Wochen, wiederkehrenden körperlichen Beschwerden ohne erkennbare Ursache oder zunehmendem sozialen Rückzug sollten Sie professionelle Hilfe suchen. Ignorieren Sie nicht die Signale Ihres Körpers und Ihrer Psyche.

Präventionsstrategien im Arbeitskontext

Effektive Burnout-Prävention erfordert sowohl individuelle als auch organisatorische Massnahmen. Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Kombination aus persönlichen Bewältigungsstrategien und strukturellen Verbesserungen am Arbeitsplatz die besten Ergebnisse erzielt.

Grenzen setzen und Arbeitszeit strukturieren

Das Setzen klarer Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit ist eine der wichtigsten Präventionsmassnahmen.[5] Dies beinhaltet feste Arbeitszeiten, bewusste Pausen und die Begrenzung von Überstunden. Studien zeigen, dass Beschäftigte, die regelmässig mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten, ein 60% höheres Burnout-Risiko haben.

Besonders in Zeiten des Homeoffice ist es wichtig, physische und mentale Grenzen zu schaffen. Ein separater Arbeitsplatz zu Hause, feste “Bürozeiten” und das bewusste Beenden der Arbeit durch Rituale können dabei helfen, die Trennung zu gewährleisten.

Stressmanagement und Erholung

Regelmässige Erholungspausen während des Arbeitstages sind essentiell. Bereits kurze 5-10-minütige Pausen alle 90 Minuten können die Stressbelastung signifikant reduzieren. Längere Mittagspausen, idealerweise mit einem kurzen Spaziergang oder Entspannungsübungen, verstärken diesen Effekt.

Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation, Atemübungen oder Achtsamkeitsmeditation haben sich als besonders wirksam erwiesen. Diese Methoden können dabei helfen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und die Stressreaktion zu modulieren.

Soziale Unterstützung und Kommunikation

Ein unterstützendes soziales Umfeld wirkt als wichtiger Schutzfaktor gegen Burnout. Regelmässiger Austausch mit Kollegen, offene Kommunikation über Belastungen und die Möglichkeit, um Hilfe zu bitten, reduzieren das Risiko erheblich. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle in der Schaffung einer unterstützenden Arbeitskultur.

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Behandlungsansätze und professionelle Hilfe

Wenn präventive Massnahmen nicht ausreichen oder bereits Burnout-Symptome aufgetreten sind, ist professionelle Unterstützung wichtig.[6] Die Behandlung sollte individuell angepasst werden und verschiedene therapeutische Ansätze kombinieren.

Psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie haben sich als besonders wirksam erwiesen. Sie helfen dabei, belastende Denkmuster zu erkennen und zu verändern, sowie neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Zusätzlich können Entspannungsverfahren und stressreduzierende Techniken Teil der Behandlung sein.

In schweren Fällen kann eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit notwendig werden, um eine vollständige Erholung zu ermöglichen. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz sollte schrittweise und unter professioneller Begleitung erfolgen.[7] Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Artikel zur Burnout-Behandlung.

Warnzeichen für sofortige professionelle Hilfe

Suchen Sie umgehend ärztliche Unterstützung bei folgenden Symptomen

  • Suizidgedanken oder Hoffnungslosigkeit
  • Schwere Schlafstörungen über mehrere Wochen
  • Panikattacken oder Angststörungen
  • Völlige Arbeitsunfähigkeit oder sozialer Rückzug
  • Substanzmissbrauch als Bewältigungsstrategie

Rechtliche Aspekte in der Schweiz

In der Schweiz ist der Arbeitgeber gemäss Arbeitsgesetz verpflichtet, die Gesundheit der Arbeitnehmer zu schützen. Dies schliesst den Schutz vor psychischen Belastungen mit ein. Das SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) hat Leitlinien für den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz entwickelt.

Bei arbeitsbedingten Gesundheitsschäden können unter bestimmten Umständen Ansprüche gegen den Arbeitgeber geltend gemacht werden. Die Invalidenversicherung (IV) kann bei dauerhaften Arbeitseinschränkungen aufgrund von Burnout Leistungen erbringen, wobei die Anerkennung oft komplex ist.

Präventive Massnahmen am Arbeitsplatz sind nicht nur ethisch geboten, sondern können auch rechtlich relevant werden. Unternehmen, die nachweislich unzumutbare Arbeitsbedingungen schaffen oder auf Beschwerden nicht reagieren, können haftbar gemacht werden.

Wie Cannaviva unterstützen kann

Wenn Sie von Burnout betroffen sind oder präventive Massnahmen ergreifen möchten, bietet Cannaviva verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Unsere erfahrenen Fachpersonen können individuelle Behandlungsansätze entwickeln, die auf Ihre spezifische Situation zugeschnitten sind.

Besonders in der Stressbewältigung und beim Umgang mit chronischer Erschöpfung können ergänzende Therapieansätze hilfreich sein. Unser Achtsamkeit-Kurs vermittelt evidenzbasierte Techniken zur Stressreduktion und kann eine wertvolle Ergänzung zu anderen Behandlungsformen darstellen.

Durch telemedizinische Beratungen und flexible Termingestaltung können Sie auch bei hoher Arbeitsbelastung professionelle Unterstützung erhalten. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch und erfahren Sie mehr über Ihre individuellen Möglichkeiten.

Burnout am Arbeitsplatz – Kurzcheck

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FAQs

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla ist als Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH) Teil des medizinischen Expertenteams von Canna Viva, der führenden Schweizer Plattform für medizinisches Cannabis. In ihrer Rolle erstellt sie medizinisch geprüfte Inhalte für die Website und begleitet Patientinnen und Patienten digital bei der Therapie mit Medizinalcannabis.

Medizinisch überprüft

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Geprüft: October 20, 2025

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