
Überblick
Dieser Artikel richtet sich an Betroffene und Angehörige, die mehr über konservative Therapieoptionen bei Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) erfahren möchten. Er erklärt, welche Übungsprinzipien sinnvoll sind, wie konkrete Übungen ausgeführt werden und welche Sicherheitsaspekte beachtet werden müssen. Die Empfehlungen basieren auf aktuellen Übungen-Studien und systematischen Übersichten zur Stabilisation der Lendenwirbelsäule. Bei Unsicherheit, zunehmender Schwäche oder sensiblen Symptomen ist eine fachärztliche Abklärung erforderlich.
Was ist Ischias (Ischialgie)?
Der Begriff Ischias beschreibt Schmerzen, die entlang des Ischiasnervs in Bein und Gesäss ausstrahlen. Häufig wird Ischiasschmerz fälschlich mit Wirbelgleiten verwechselt: Beim Wirbelgleiten verschiebt sich ein Wirbelkörper gegenüber dem darunterliegenden, was zu lokalen Rückenschmerzen, Instabilität und in manchen Fällen zu Nervenreizung führen kann. Die genaue Diagnose (z. B. radiologisch) und Differenzierung von Nervenwurzelreizung obliegt Ärztinnen und Physiotherapeuten.
Weiterlesen: Übungen bei Ischias – Übungen bei Ischias ergänzen das Verständnis möglicher ausstrahlender Schmerzen.
Evidenzbasierte Übungsprinzipien
Bei Wirbelgleiten ist das Ziel, die segmentale Stabilität der Lendenwirbelsäule zu verbessern, die tiefe Rumpfmuskulatur zu aktivieren und übermässige Bewegungen zu begrenzen. Randomisierte Studien zeigen, dass gezielte Stabilisationsprogramme Schmerz und Belastbarkeit verbessern können; Kombinationen aus Stabilisations- und Gehprogrammen führten zu messbaren Verbesserungen gegenüber reiner Flexibilitätsarbeit1.
Core- oder Rumpfstabilisierungsübungen stärken die transversus‑abdominis- und multifidi-Muskulatur und reduzieren Schmerzen in chronischen Lendenbeschwerden; RCTs zeigen Vorteile gegenüber einfachen Übungsprogrammen2. Systematische Übersichten bestätigen, dass Kraft- und Koordinationsprogramme effektiver sind als unspezifische Bewegungsübungen für Schmerzreduktion und Funktion3.
Extension nach McKenzie
- Ausgangsposition: Bauchlage auf einem festen Untergrund, Kissen unter dem Becken optional.
- Bewegung: Oberkörper mit den Unterarmen langsam gegen die Schwerkraft anheben (wenige Grade), Hüfte bleibt entspannt.
- Atmung: Ruhig weiteratmen, nicht die Luft anhalten.
- Wiederholungen: 8–12 Wiederholungen, 2–3 Serien, 1× täglich; bei Besserung schrittweise in Kraft und Dauer steigern.
- Hinweis: Bei stärkerer Nervenausstrahlung oder Zunahme der Symptome abbrechen und Spezialistin konsultieren.
Mechanistisch zielen Extensionstechniken (McKenzie) bei manchen Patienten darauf ab, eine Druckverlagerung in der Lendenwirbelsäule zu bewirken und Schmerzen kurzfristig zu reduzieren. Allerdings sind solche maneuvere nicht universell geeignet; bei franker Instabilität oder akuten neurologischen Ausfällen sind sie kontraindiziert.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Schmerztherapie Basel – Informationen zu multidisziplinären Behandlungsansätzen bei chronischen Rückenschmerzen.

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Schritt-für-Schritt-Übungen
Die folgenden Übungen sind gezielt zur Aktivierung des tiefen Rumpfes und zur Verbesserung der muskulären Koordination. Stoppen Sie jede Übung bei zunehmender Nervenausstrahlung, neu auftretender Schwäche oder sensiblen Ausfällen.
1. Isometrische Bauchaktivierung (Tiefe Anspannung)
Ausführung: Rückenlage, Knie gebeugt. Sanft den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule ziehen ohne die Atmung zu verändern; 5–10 Sekunden halten, dann entspannen. Dosierung: 3 Serien × 10 Wiederholungen, 3–5× pro Woche. Progression: Haltenzeit langsam auf 20 Sekunden verlängern. Abbrechen wenn Schmerzen stärker werden.
2. Vierfüssler‑Diagonal (Bird-Dog)
Ausführung: In Vierfüsslerstand rechte Arm/links Bein langsam ausstrecken, Wirbelsäule neutral halten. 5–10 Sekunden halten. Dosierung: 3 Serien × 8–12 pro Seite, 3× pro Woche. Progression: Gewicht in Hand/Knöchel hinzufügen. Abbrechen bei instabilitätsgefühl oder stechendem Schmerz.
3. Unterarmstütz (Plank) modifiziert
Ausführung: Unterarmstütz mit Knien am Boden beginnen (gekürzte Plank), Rumpf in Linie halten. Dauer: 3 Serien × 20–45 Sekunden, 3× pro Woche. Progression: Verlängern, dann Beine strecken. Nicht bei akuter Symptomatik mit Ausstrahlung in Beine.
4. Brücke mit neutralem Becken
Ausführung: Rückenlage, Knie gebeugt. Hüfte heben, bis der Körper von Schulter zu Knie eine Linie bildet, Becken nicht überstrecken. 3 Serien × 10–15 Wiederholungen, 3× pro Woche. Progression: Einbeinige Brücke. Sofort abbrechen bei Dehnungsschmerz oder Druckgefühl im unteren Rücken.
5. Nervenmobilisation (schrittweise)
Ausführung: Sitzend, Fuß am Boden. Langsame Knöchel-Bandbewegung kombiniert mit kontrollierter Knie- oder Hüftbewegung, um gleitende Spannung entlang der Rücken- und Beinachse zu fördern. Dosierung: 2 Serien × 10 langsame Gleitbewegungen, 1–2× täglich. Nicht bei akuter neurologischer Verschlechterung.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Übungen gegen Schulterschmerzen – Beispiel für korrektes progressives Krafttraining und Anpassung an Schmerzen.
Sicherheit & Kontraindikationen
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen mechanischer Schmerzverstärkung und neurologischen Red Flags. Sofortige Abklärung ist nötig bei neu aufgetretener Lähmung, deutlicher Sensibilitätsminderung oder Verlust von Blasen‑/Darmfunktion. Bei jüngeren Sportlern mit spondylolytischer Ursache (Stressfraktur am Zwischenwirbelbogen) sind belastungsreduzierende Massnahmen und spezialisierte Therapieoptionen notwendig.
Bei Zeichen klinischer Instabilität (z. B. fühlbare Verschiebung, inoperabler Schmerz trotz konservativer Therapie) ist die interdisziplinäre Abklärung inklusive bildgebender Diagnostik angezeigt. Schmerzmittel können kurzfristig unterstützen, ersetzen aber kein strukturiertes Übungsprogramm; langfristige Opioidtherapie ist nur in Ausnahmefällen indiziert und mit Risiken verbunden.
Wann zum Arzt
Sofortige Abklärung bei folgenden Symptomen
- Neu aufgetretene Lähmungen
- Taubheitsgefühl im Sattelbereich
- Blasen- oder Darmfunktionsstörungen
- Fieber, starker nächtlicher Schmerz
- Trauma oder Tumor-/Infektverdacht
Weiterlesen: Fentanyl Wirkung – Informationen zu starken Opioiden und Risiken bei Schmerztherapien.
Häufige Fehler & Mythen
Mythos: «Bei Wirbelgleiten darf man sich überhaupt nicht bewegen.» Falsch: Schonende, kontrollierte Übungen zur Rumpfstabilität sind zentral; völlige Bettruhe fördert Muskelabbau und Verschlechterung. Mythos: «Nur Operation hilft.» Nicht jede Spondylolisthesis braucht eine OP; viele Patienten profitieren von konservativen Massnahmen, sofern keine klaren neurovaskulären Ausfälle vorliegen. Mythos: «Nur grosse Muskeln zählen.» Ebenfalls wichtig sind tiefe, segmentstabilisierende Muskeln wie transversus abdominis und multifidi.
ℹ️Tipp:
Weiterlesen: Rezeptfreie Schmerzmittel – Überblick über kurzfristige Schmerzmitteloptionen zur symptomatischen Linderung.

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