Die Verordnung und Einnahme von medizinischem Cannabis kann bei Multipler Sklerose (MS) einige typische Symptome lindern. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Wissenschaftlerinnen und Neurologinnen der Oregon Health & Science University in den USA hat sämtliche verfügbare Studien zu diesem Thema erfasst und ausgewertet. Das Ziel dieser Arbeit unter der Leitung von Dr. Jessica Rice war es, wirksame Cannabispräparate und Dosierungen für eine Therapie zu identifizieren und die Effekte auf MS-induzierte Symptome wie Spastik und Schmerzen zu evaluieren. Doch wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Kann medizinisches Cannabis auch hierzulande eine relevante Therapieoption darstellen?
Multiple Sklerose, oft abgekürzt als MS, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Weltweit sind über 2,5 Millionen Menschen betroffen, wobei die Schweiz keine Ausnahme bildet. Die Erkrankung führt zu herdförmigen Läsionen im Gehirn und Rückenmark, die durch eine Schädigung der Myelinscheide, einer Art Isolierung für die Nervenfasern, verursacht werden. Diese Schäden beeinträchtigen die Fähigkeit der Nerven, Signale effizient zu übertragen, was zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führt, die von Patient zu Patient stark variieren können.
Zu den häufigsten frühen Symptomen der MS gehören Sensibilitätsstörungen und Sehstörungen, die oft durch eine Entzündung des Sehnervs verursacht werden. Mit Fortschreiten der Krankheit können auch Muskelschwächen, Spastiken, Blasenstörungen, extreme Müdigkeit und kognitive Beeinträchtigungen auftreten. In fortgeschrittenen Stadien kann die MS zu schweren körperlichen Behinderungen führen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
In der Schweiz wird die Diagnose von MS in der Regel durch eine Kombination aus klinischen Symptomen, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) gestellt. Während akute MS-Schübe oft mit hochdosierten Glukokortikoiden behandelt werden, gibt es verschiedene immunsuppressive und immunmodulatorische Medikamente, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können. Ein Heilmittel für MS existiert jedoch bis heute nicht.
Medizinisches Cannabis wird weltweit zunehmend als mögliche Therapie für eine Vielzahl von Erkrankungen, einschließlich MS, anerkannt. In der Schweiz ist die Verordnung von medizinischem Cannabis seit einiger Zeit unter bestimmten Bedingungen legal, und es wird häufig bei Patienten eingesetzt, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend ansprechen.
Die Hauptwirkstoffe von Cannabis sind Cannabinoide, darunter die bekanntesten Vertreter Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Diese Verbindungen interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System, das aus verschiedenen Rezeptoren besteht, insbesondere den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Diese Rezeptoren sind im gesamten Körper verteilt und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Prozessen wie Schmerzwahrnehmung, Entzündungsreaktionen und Muskelkontrolle.
In der Schweiz gibt es ein wachsendes Interesse an der Nutzung von medizinischem Cannabis zur Linderung von MS-Symptomen, insbesondere bei Patienten, die unter schweren Spastiken und neuropathischen Schmerzen leiden. Studien haben gezeigt, dass Cannabis bei diesen Symptomen wirksam sein kann, indem es die Muskelsteifheit reduziert und die Schmerzempfindung dämpft. Die genaue Wirkweise ist noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass Cannabinoide die Freisetzung von Neurotransmittern beeinflussen, die an der Schmerz- und Muskelkontrolle beteiligt sind.
Mehr als 85 % der Patienten mit Multipler Sklerose leiden unter sogenannten Spastiken. Diese Spastiken sind durch eine erhöhte Muskelspannung gekennzeichnet, die durch Schäden im zentralen Nervensystem verursacht wird. Diese Muskelkrämpfe können äußerst schmerzhaft sein und die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen erheblich einschränken.
In der Schweiz werden Spastiken oft mit Muskelrelaxantien oder in schweren Fällen mit Injektionen von Botulinumtoxin (Botox) behandelt. Allerdings sind diese Behandlungen nicht immer effektiv und können mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen. Hier kommt medizinisches Cannabis ins Spiel.
Eine der größten Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei MS-induzierter Spastik umfasste 630 Patienten, die entweder ein Cannabisprodukt oder ein Placebo über 15 Wochen einnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten, die Cannabis einnahmen, eine signifikante Verbesserung der Spastik und Schlafqualität erfuhren. Diese Verbesserungen wurden sowohl bei Patienten, die Dronabinol (ein teilsynthetisches THC-Derivat) als auch bei solchen, die Cannador (ein THCäparat im Verhältnis 2:1) einnahmen, beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass sowohl THC- als auch CBD-haltige Präparate bei der Behandlung von MS-Spastiken wirksam sein können.
Ein weiteres häufig eingesetztes Cannabispräparat bei MS ist Nabiximols, ein Mundspray, das THC und CBD im Verhältnis 1:1 enthält. Auch hier zeigten Studien eine signifikante Reduktion der Spastik sowie eine Verbesserung der Schlafqualität bei den Patienten. In der Schweiz ist Nabiximols unter dem Handelsnamen Sativex zugelassen und wird von vielen MS-Patienten erfolgreich zur Symptomlinderung eingesetzt.
Während die optimale Dosierung von Cannabispräparaten bei MS noch nicht abschließend geklärt ist, deuten Studien darauf hin, dass viele Patienten von einer täglichen Dosis von 20 bis 40 mg THC profitieren. Die genaue Dosierung sollte jedoch individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um Nebenwirkungen zu minimieren und die bestmögliche therapeutische Wirkung zu erzielen.
Schmerzen sind ein häufiges Symptom bei MS und können in verschiedenen Formen auftreten, darunter neuropathische Schmerzen, die durch Nervenschäden verursacht werden. Diese Schmerzen sind oft schwer zu behandeln und sprechen nicht immer auf herkömmliche Schmerzmittel an. Hier kann medizinisches Cannabis eine vielversprechende Alternative bieten.
In der Schweiz haben mehrere Studien die Wirksamkeit von Cannabis bei der Behandlung von MS-bedingten Schmerzen untersucht. Eine randomisierte, doppelblinde Studie aus dem Jahr 2005 zeigte, dass Patienten, die täglich durchschnittlich 26 mg THC (in Form von Nabiximols) einnahmen, nach vier Wochen eine 41-prozentige Reduktion ihrer Schmerzen erfuhren, verglichen mit einer 22-prozentigen Reduktion in der Placebogruppe. Diese Ergebnisse sind besonders relevant für Patienten, die unter neuropathischen Schmerzen leiden, da diese oft auf herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend ansprechen.
Weitere Studien haben gezeigt, dass auch andere Formen von Cannabispräparaten, einschließlich synthetischer THC-Derivate, bei der Linderung von MS-bedingten Schmerzen wirksam sein können. In der Schweiz ist der Zugang zu medizinischem Cannabis durch spezialisierte Ärzte möglich, die die Behandlung eng überwachen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Wie bei jedem Medikament können auch bei der Einnahme von medizinischem Cannabis Nebenwirkungen auftreten. In den meisten Fällen sind diese jedoch mild und vorübergehend. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schwindel, Mundtrockenheit, Müdigkeit und Appetitsteigerung. Schwerwiegendere Nebenwirkungen wie psychotische Episoden oder Herz-Kreislauf-Probleme sind selten und treten meist nur bei hohen Dosen auf.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine tödliche Überdosis von Cannabis praktisch unmöglich ist. Studien haben gezeigt, dass selbst extrem hohe Dosen von THC nicht tödlich sind, da die benötigte Menge weit über dem liegt, was ein Mensch in kurzer Zeit konsumieren könnte.
In der Schweiz wird medizinisches Cannabis als relativ sicheres Therapeutikum angesehen, insbesondere im Vergleich zu anderen starken Schmerzmitteln wie Opioiden, die ein hohes Risiko für Abhängigkeit und Überdosierung mit sich bringen. Dennoch sollte die Behandlung mit Cannabis immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um mögliche Risiken zu minimieren und die Therapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abzustimmen.
In der Schweiz ist der Zugang zu medizinischem Cannabis seit einigen Jahren unter bestimmten Bedingungen legal. Ärzte können Cannabispräparate verschreiben, wenn herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend wirksam sind oder schwere Nebenwirkungen verursachen. Die Verschreibung erfolgt in der Regel durch spezialisierte Ärzte, die Erfahrung mit der Behandlung von chronischen Erkrankungen wie MS haben.
Der rechtliche Rahmen für die Verschreibung von Cannabis in der Schweiz wurde in den letzten Jahren gelockert, was zu einem besseren Zugang für Patienten geführt hat. Dennoch bleibt die Verschreibung von Cannabispräparaten streng reguliert, und die Kosten für die Behandlung werden nicht immer von den Krankenkassen übernommen. Patienten sollten sich daher im Vorfeld über die möglichen Kosten und Erstattungsoptionen bei uns informieren.
Wenn Du in der Schweiz nach einer ergänzenden Behandlung für MS suchst, stehen Dir qualifizierte Ärzte zur Verfügung, um bei der Entwicklung eines individuellen Behandlungsplans zu helfen. Buche noch heute Deinen Termin und starte den Weg zu einer besseren Lebensqualität!
In den letzten Jahren hat die Forschung zu medizinischem Cannabis bei Multipler Sklerose deutlich an Fahrt aufgenommen, auch in der Schweiz. Die verfügbaren Studien deuten darauf hin, dass Cannabispräparate, insbesondere solche, die THC und CBD enthalten, eine wirksame und gut verträgliche Option zur Linderung von MS-Symptomen wie Spastiken und neuropathischen Schmerzen darstellen können.
Während es noch viele offene Fragen zur optimalen Dosierung und Langzeitwirkung von medizinischem Cannabis gibt, ist das Interesse an dieser Therapieoption sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten groß. In der Schweiz ist der Zugang zu medizinischem Cannabis inzwischen gut etabliert, und viele MS-Patienten profitieren bereits von dieser Behandlung.
Es ist zu erwarten, dass die Forschung in den kommenden Jahren weitere Erkenntnisse liefern wird, die dazu beitragen, die Therapie mit medizinischem Cannabis noch effektiver und sicherer zu gestalten. Für Patienten mit MS, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend ansprechen, könnte Cannabis eine vielversprechende Alternative darstellen, die ihre Lebensqualität erheblich verbessern kann.
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