Bestrahlung von medizinischen Cannabisblüten - Methoden & Vorteile

Die Bestrahlung von medizinischen Cannabisblüten ist ein häufig diskutiertes Thema unter Konsumenten und Patienten. Doch was genau bedeutet es, wenn medizinisches Cannabis bestrahlt ist, und warum wird diese Methode überhaupt angewendet? In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Bestrahlung von medizinischen Cannabisblüten, die Vorteile und Nachteile der Bestrahlung sowie die verschiedenen Bestrahlungsmethoden wie Gammastrahlung und E-Beam. Zudem gehen wir darauf ein, wie sicher die Bestrahlung ist und welche Qualitätsstandards eingehalten werden müssen, um die mikrobiologische Reinheit der Cannabisblüten sicherzustellen.

Visualisierung einer Cannabisblatt-DNA-Struktur, die die genetische Erforschung und medizinische Anwendung von Cannabis darstellt.

Warum werden Cannabisblüten bestrahlt?

Die Bestrahlung von Cannabisblüten dient primär dazu, schädliche Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Schimmel abzutöten. Gerade bei medizinischen Cannabisblüten ist eine hohe Reinheit essenziell, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Da Cannabis ein Naturprodukt ist, besteht ein gewisses Risiko, dass sich während des Anbaus oder der Lagerung Mikroorganismen entwickeln. Durch die Bestrahlung wird sichergestellt, dass die Blüten den strengen hygienischen Anforderungen entsprechen, die insbesondere für medizinische Produkte gelten.

Wie funktioniert die Bestrahlung?

Die Bestrahlung von Cannabis erfolgt meist durch Gammastrahlen. Diese hochenergetischen Strahlen können effektiv Mikroorganismen abtöten, ohne dabei die Qualität oder die Potenz des Cannabis zu beeinträchtigen. Das Verfahren wird in einem streng kontrollierten Umfeld durchgeführt und ist bereits seit vielen Jahren in der Lebensmittelindustrie etabliert, um Produkte keimfrei zu machen.

Bestrahlte vs. unbestrahlte Cannabisblüten: Ein Vergleich

Viele Patienten fragen sich, ob die Bestrahlung Auswirkungen auf die Qualität der Cannabisblüten hat. Studien haben gezeigt, dass die Bestrahlung weder die chemische Zusammensetzung der Cannabinoide noch die Wirksamkeit der Blüten beeinträchtigt. Geschmack und Geruch können jedoch minimal beeinflusst werden, da einige Terpene empfindlich auf die Bestrahlung reagieren. Trotzdem bleibt die therapeutische Wirkung der Blüten unverändert, was besonders für die Nutzer von medizinischem Cannabis von Bedeutung ist.

Referenzierte Studien zur Bestrahlung von medizinischem Cannabis

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die Gammabestrahlung keine signifikanten Veränderungen in der Zusammensetzung von medizinischem Cannabis verursacht. Die wichtigsten therapeutischen Wirkstoffe, THC und CBD, bleiben von der Bestrahlung unbeeinflusst. Die Bestrahlung dient dazu, pflanzliche Cannabisprodukte, die oft bei empfindlichen Patienten verwendet werden, von potenziell schädlichen Mikroben zu befreien. Einige Patienten äußern gelegentlich Bedenken hinsichtlich möglicher Geschmacksveränderungen oder einer Beeinträchtigung der Qualität durch die Bestrahlung. Die Studie zeigte jedoch, dass die einzigen Auswirkungen der Gammabestrahlung eine leichte Verringerung einiger Terpene waren, das Terpenprofil qualitativ jedoch unverändert blieb. Der Gehalt an THC und CBD blieb ebenso erhalten.

Die Studie, die von Bedrocan in Auftrag gegeben wurde, empfiehlt weiterhin die Gammabestrahlung von Cannabisblüten als Dekontaminierungsverfahren, zumindest bis andere allgemein besser akzeptierte Methoden verfügbar sind. In den Niederlanden werden alle von Bedrocan hergestellten Cannabisprodukte von einem externen Unternehmen mit Gammastrahlung behandelt, um ein steriles Produkt für die Patienten zu gewährleisten.

Zusätzlich gibt es weitere Studien, die sich mit den Auswirkungen der Bestrahlung von Cannabis beschäftigen:

  • Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat untersucht, ob die Bestrahlung einen Einfluss auf die Konzentration von THC und CBD hat. Das Ergebnis zeigte, dass der THC- und CBD-Wert durch die Bestrahlung nicht beeinträchtigt wurde. Die Bestrahlung wird genutzt, um potenziell gefährliche Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Schimmelpilze abzutöten, die gesundheitliche Probleme verursachen könnten, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

  • Eine Studie aus dem Jahr 2020 untersuchte den Einfluss der Bestrahlung auf den Geschmack und die Geruchseigenschaften verschiedener Cannabissorten. Es wurde festgestellt, dass die Bestrahlung das Aroma von Cannabis verändern kann. Einige Cannabissorten wurden nach der Bestrahlung als erdiger oder holziger beschrieben, während andere als süß oder blumig wahrgenommen wurden. Das Terpenprofil blieb dabei jedoch qualitativ gleich, lediglich die Gesamtkonzentration der Terpene verringerte sich geringfügig.

  • Eine weitere Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass die Auswirkungen der Bestrahlung auf das Aroma von Cannabis von der Dosis und der Art der Strahlung abhingen. Auch wenn das Aroma verändert werden kann, blieb die therapeutische Wirkung unverändert.

Diese Studien belegen, dass die Bestrahlung von medizinischem Cannabis eine effektive Methode zur Dekontamination ist, ohne dass die wichtigsten Wirkstoffe THC und CBD beeinträchtigt werden. Die Bestrahlung wird von vielen Regierungen und Gesundheitsbehörden reguliert und genehmigt, um sicherzustellen, dass medizinisches Cannabis frei von schädlichen Mikroorganismen ist.

3 Dekontaminationsmethoden für Cannabisblüten

Die Reduktion von Mikroben kann durch verschiedene Behandlungen erreicht werden. Für pflanzliche Materialien wie Cannabis ist die Verwendung von ionisierender Strahlung derzeit die praktikabelste Behandlungsoption, da andere Methoden wie Hitze, Chemikalien, Druck oder Dampf den chemischen Gehalt oder die Textur der Cannabisblüten beeinträchtigen könnten. Hier sind die gängigsten Dekontaminationsmethoden für Cannabisblüten:

1. Gammastrahlung

Die Bestrahlung mit Gammastrahlen ist die am häufigsten angewandte Methode zur Keimreduktion bei Cannabisblüten. Gammastrahlen sind elektromagnetische Wellen mit hoher Energie, die durch die Zerfallsprozesse von Cobalt-60 erzeugt werden. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie tief in das Material eindringt und effektiv Mikroorganismen abtötet. Die Strahlung hinterlässt keine Rückstände und beeinflusst die Qualität der Blüten nur minimal.

2. Elektronenstrahlbestrahlung (E-Beam)

Bei der E-Beam-Bestrahlung werden Elektronenstrahlen verwendet, die mit Hilfe eines Beschleunigers erzeugt werden. Diese Methode ist weniger durchdringend als die Gammastrahlung, kann jedoch für die Behandlung von Cannabisblüten genutzt werden. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie keine radioaktiven Substanzen erfordert. Allerdings sind die Kosten und der technische Aufwand höher, weshalb sie seltener eingesetzt wird.

3. Nicht-ionisierende Strahlung (UV-C-Strahlung)

Neben der ionisierenden Bestrahlung gibt es auch die nicht-ionisierende Strahlung, wie zum Beispiel UV-C-Strahlung. Diese Strahlung zerstört Mikroorganismen, indem sie ihre Zellmembranen beschädigt. UV-C-Strahlung wird oft als zusätzliche Maßnahme eingesetzt, um Oberflächen von Cannabisblüten zu dekontaminieren.

Bestrahlungssicherheit und Bedenken

Die Sicherheit der Bestrahlung von Cannabisblüten wird häufig thematisiert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verwendung des radioaktiven Elements Cobalt-60 (60Co) als Quelle für die Gammabestrahlung. Bei angemessener Anwendung kann die Bestrahlung zur Entfernung von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzsporen effektiv beitragen, ohne die Qualität der Blüten zu beeinträchtigen.

Weltweit wurde die Sicherheit von bestrahlten Lebensmitteln und pflanzlichen Produkten von Gesundheitsorganisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Europäischen Union (EU) und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) bestätigt. Trotz dieser Bestätigungen bleibt die Bestrahlung in der Öffentlichkeit ein kontroverses Thema, insbesondere aufgrund der Bildung sogenannter radiolytischer Verbindungen wie 2-Alkylcyclobutanonen (2-ACBs), die bei fettreichen Lebensmitteln entstehen können. Da Cannabis jedoch keine nennenswerten Mengen an Fett enthält, sind diese Bedenken in Bezug auf Cannabisblüten weniger relevant.

Bewertung der Auswirkungen von Gamma-Bestrahlung bei medizinischem Cannabis

Einige Patienten äußern gelegentlich Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Bestrahlung auf medizinisches Cannabis. Häufig geht es um mögliche Veränderungen des Geschmacks, der Wirkung oder der chemischen Zusammensetzung. Studien, darunter die von Bedrocan durchgeführte Untersuchung, haben gezeigt, dass der Gehalt an THC und CBD nicht beeinträchtigt wird, während die Auswirkungen auf Terpene minimal sind. In einer Studie wurde eine Reduktion der Terpengehalte zwischen 10 und 20 % festgestellt, bei einigen flüchtigeren Terpenen sogar bis zu 38 %. Diese Verluste sind jedoch vergleichbar mit den natürlichen Verlusten, die während der Lagerung oder Trocknung von Cannabis auftreten können.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Gammabestrahlung die Verdampfung einiger Terpene leicht beschleunigt. Trotz dieser Veränderungen blieb das Terpenprofil jeder Sorte klar erkennbar, und die therapeutischen Eigenschaften des Cannabis wurden nicht beeinträchtigt.

Vor- und Nachteile der Bestrahlung von Cannabisblüten

Vorteile

  • Sicherheit: Die Bestrahlung tötet schädliche Mikroorganismen ab und sorgt dafür, dass die Blüten sicher konsumiert werden können.

  • Längere Haltbarkeit: Bestrahlte Cannabisblüten haben eine längere Haltbarkeit, da die Bestrahlung das Risiko von Schimmelbefall reduziert.

  • Standardisierte Qualität: Die Bestrahlung hilft dabei, eine standardisierte mikrobiologische Qualität sicherzustellen, was besonders für medizinische Anwendungen von Bedeutung ist.

Nachteile

  • Veränderung des Geruchs: Einige Nutzer berichten, dass der Geruch von bestrahlten Cannabisblüten weniger intensiv ist. Dies liegt daran, dass bestimmte Terpene durch die Bestrahlung zerstört werden können.
  • Bedenken der Verbraucher: Viele Menschen stehen der Bestrahlung kritisch gegenüber, da sie das Verfahren als unnatürlich empfinden. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass die Bestrahlung negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.
  • Kosten: Die Bestrahlung ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die sich auf den Endpreis des Produkts auswirken können.
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Sind bestrahlte Cannabisblüten schädlich?

Ein häufiger Mythos ist, dass bestrahlte Cannabisblüten gesundheitsschädlich seien. Tatsächlich gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass die Bestrahlung für den menschlichen Körper schädlich ist. Die Strahlung, die verwendet wird, hinterlässt keine Rückstände und macht das Cannabis auch nicht “radioaktiv”. Es handelt sich vielmehr um ein Verfahren, das speziell darauf ausgelegt ist, die Reinheit des Produkts zu verbessern, ohne dabei die Qualität oder Sicherheit zu gefährden.

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Hintergrund zur Bestrahlung von Cannabis in der Schweiz

In der Schweiz gelten für medizinische Cannabisblüten strenge gesetzliche Vorgaben hinsichtlich der mikrobiologischen Qualität. Diese Anforderungen basieren auf den Richtlinien der Europäischen Pharmacopoeia, die vorschreibt, dass Arzneimittel, insbesondere solche für inhalative Anwendungen, bestimmten Reinheitskriterien entsprechen müssen. In der Schweiz wird die Bestrahlung von Cannabisblüten als eine Möglichkeit genutzt, um sicherzustellen, dass die Produkte für den Gebrauch durch Patienten sicher sind.

Ein wichtiger Punkt ist, dass sowohl bestrahlte als auch unbestrahlte Cannabisblüten die gesetzlichen Anforderungen erfüllen müssen, bevor sie auf den Markt kommen. Die Entscheidung, ob eine Bestrahlung vorgenommen wird, liegt bei den Herstellern und hängt oft von den Anbaubedingungen und den Ergebnissen der mikrobiologischen Prüfungen ab. Die Bestrahlung stellt eine zusätzliche Maßnahme zur Sicherstellung der Qualität dar, insbesondere für Patienten mit einem geschwächten Immunsystem.

Optimale Bedingungen zur Vermeidung von Bestrahlung

Ein Ziel vieler Hersteller ist es, die Keimbelastung der Cannabisblüten von Anfang an so gering wie möglich zu halten, sodass die Bestrahlung nicht notwendig wird. Dies kann durch optimale Bedingungen beim Anbau erreicht werden, darunter:

  • Optimale Lichtverhältnisse: Genügend Licht und die richtigen Spektren fördern ein gesundes Pflanzenwachstum und minimieren das Risiko für Krankheiten.
  • Bewässerung und Belüftung: Die richtige Balance bei der Bewässerung und eine gute Luftzirkulation sind entscheidend, um Schimmel und andere pathogene Mikroorganismen zu verhindern.
  • Schutz vor Schädlingen: Der Schutz vor Schädlingen ist essenziell, um die Qualität der Blüten zu erhalten. Dies wird oft durch biologische Mittel und sorgfältige Überwachung der Pflanzen erreicht.

In der Schweiz wird zusätzlich nach den Prinzipien der “Good Agricultural and Collection Practice” (GACP) gearbeitet, um die Qualität der Cannabisblüten sicherzustellen. Diese Richtlinien legen fest, wie Arzneipflanzen anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten sind, um die hohen Standards der Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten.

Fazit: Bestrahlung von Cannabisblüten in der Schweiz

Die Bestrahlung von Cannabisblüten ist ein etabliertes Verfahren, das insbesondere bei medizinischen Cannabisprodukten angewendet wird, um eine hohe Sicherheit zu garantieren. Auch wenn der Prozess in der Wahrnehmung vieler Menschen skeptisch betrachtet wird, überwiegen die Vorteile für Patienten, die auf ein sicheres und qualitativ hochwertiges Produkt angewiesen sind. In der Schweiz sind die regulatorischen Anforderungen streng, um sicherzustellen, dass alle in Verkehr gebrachten Cannabisblüten, ob bestrahlt oder unbestrahlt, sicher für den Konsum sind. Patienten können somit sicher sein, dass sie ein qualitativ hochwertiges Produkt erhalten, das den hohen Anforderungen der schweizerischen und europäischen Arzneimittelgesetzgebung entspricht.

Falls Sie mehr zum Thema Bestrahlung und zur Qualität von medizinischen Cannabisblüten erfahren möchten, beraten wir Sie gerne weiter.

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